Hoffnung und Mahnung für die Zukunft

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Bargteheide – Statt verstaubter Rituale gibt es zum Volkstrauertag in Bargteheide eine engagierte Auseinandersetzung mit der Geschichte und eine Mahnung für die Zukunft. Eine Arbeitsgruppe setzt dafür die Themen, die Jugend ist darin durch Schüler des Eckhorst-Gymnasiums vertreten. „Als die Bomben fielen“ lautet das Motto in diesem Jahr. Die Bombardierungen von Warschau, Coventry und Hamburg werden angesprochen, aber auch Bargteheide erlitt einige Bombentreffer.

Sie bereiten den Volkstrauertag in Bargteheide vor: Imke Wulfmeyer und Klemens Risse vom Eckhorst-Gymnasium, ihre Schülerinnen Julie Nuppenau und Lena Bialonski mit Heidburg Behling, Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht, Pastor Jochen Weber und Melanie Malchau, Kulturbeauftragte im Rathaus (v. l.) vor dem Kriegsmahnmal.

Dazu wird als Zeitzeuge Dieter Carstens zitiert, der 1943 fünf Jahre alt war. Sein Vater war Luftschutzwart, sein Sohn wurde bei diesem Angriff verletzt. Sechs Bomben schlugen im Zentrum des damaligen Dorfs ein, wie durch Wunder gab es nur ein Todesopfer.  Einige in den Ruinen Verschüttete konnten lebend geborgen werden.  Vermutlich war es ein Zufall, denn Bargteheide hatte damals keinerlei strategische Bedeutung.

„Auch wir könnten in die gleiche Lage kommen“, sagt die 16-jährige Julie Nuppenau und meint damit auch Flucht und Vertreibung. Am Beispiel der Kriegsflüchtlinge aus dem Nahen Osten erleben die Schüler das fast hautnah durch die Schilderungen ihrer Mitschüler in den Deutsch als Fremdsprache-Klassen. „Es ist wichtig, dass junge Menschen dabei mitwirken“, sagt Julie Nuppenau, „das Thema ist auch für uns relevant.“

Heidburg Behling ist seit Gründung der Arbeitsgruppe im Jahr 1985 dabei. Die Lehrerin im Ruhestand ist mit dem Schiff aus dem Osten nach Lübeck geflohen. Zwölf Millionen Menschen teilten 1945 ihr Schicksal, den Verlust ihrer Heimat. Viele Flüchtlinge kamen damals so wie sie nach Espelkamp und bauten den Ort mit auf. „Ich bin entsetzt, dass die AfD dort jetzt 36 Prozent geholt hat“, sagt sie.

Auch die Eltern von Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht sind Flüchtlinge. Sie kennt Berichte von Zeitzeugen aus ihrer Familie: „Umso wichtiger ist es, dass wir uns für Offenheit und Toleranz einsetzen.“  Die Arbeitsgruppe präsentiere eine zeitgemäße Auseinandersetzung damit, wie wir friedlich und würdevoll zusammenleben können.

Am Sonntag, 19. November gibt es ab 10 Uhr einen Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Kirche. Gegen 10.45 Uhr folgt die Kranzniederlegung am Mahnmal am Markt. Um 11 Uhr beginnt dann das Programm der Arbeitsgruppe im Stadthaus. Zu Erinnerung, Mahnung und Hoffnung haben sie zahlreiche auch literarische Texte vorbereitet. Für Musik sorgt das Enrichment-Ensemble des Eckhorst-Gymnasiums.

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