Ahrensburg – Marode Gebäude, schlechte Ausstattung und hohe Arbeitsbelastungen von Erziehern, Sozialarbeitern und Lehrkräften kritisiert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). „Vor allem die Lehrer an Grundschulen klagen über starke Belastungen“, sagte Katja Coordes bei der GEW-Mitgliederversammlung in Ahrensburg. Das habe eine Umfrage des Bildungsministeriums aus dem vergangenen Jahr ergeben, so die stellvertretende Landesvorsitzende. Gerade diese Gruppe werde schlechter bezahlt als andere, und das sei eine der Ursachen für den Lehrermangel in Grundschulen.
„Die Arbeitsbelastung liegt bei 45 bis 48 Wochenstunden“, assistierte ihr Eberhard Heim. „Viele Lehrer wandern deshalb in andere Bundesländer ab, wo sie besser bezahlt werden“, so eine Kollegin. Weiterer Grund für den Lehrermangel im Land sei die Umwandlung von Planstellen in befristete Verträge, so Coordes.
„Im Bildungsbereich fehlten 140 Milliarden Euro“, sagte Matthias Heiden, Leiter der Rechtsschutzstelle im Landesverband. Konkret benötigten Unis und Universitätskrankenhäuser Investitionen von knapp 50 Milliarden für Sanierung und Neubauten. 55 Milliarden seien für pädagogische Verbesserungen erforderlich, für Kitas und Schulen fehlten etwa 37 Milliarden.
Als pädagogische Verbesserung sieht Heinen beispielsweise etwa zwei statt einem Lehrer in den Inklusionsklassen an. Diese Zahlen habe ein Gutachten von Dr. Roman Jaich im Auftrag der Bundes-GEW ergeben. „Im Koalitionsvertrag der GroKo sind dafür jedoch nur zehn Milliarden vorgesehen“, so Heiden.
Die Gewerkschaftler wehren sich gegen Pläne von Bildungsministerin Karin Prien, an den Grundschulen wieder Noten und Schulempfehlungen einzuführen. „Auch in ihrer Wortwahl von einer Kuschelpädagogik hat sie sich vergriffen“, so Katja Coordes.
Für die DaZ-Klassen (Deutsch als Fremdsprache) seien zu wenig Lehrerstunden eingeplant. „Es gibt Kinder die in keiner Sprache alphabetisiert sind“, sagte Coordes, „inzwischen sind auch Flüchtlingskinder in der Aufbaustufe angekommen.“ Fachkräftebedarf sieht sie auch in den Kitas: „Junge Erzieher verlassen inzwischen ihren Job, deshalb muss der Beruf attraktiver werden.“