Von Gerhard Artinger
Der Ratssaal in Bargteheide war gut gefüllt. Viele Menschen wollen für die Umwelt und den Klimaschutz etwas tun. Sind die Maßnahmen aber immer effizient und sinnvoll? Bei einer Informations- und Diskussionsveranstaltung wurde engagiert und auch kontrovers über Energiewende und Klimaschutz sowie Windkraft, Wunsch und Wirklichkeit diskutiert.
Gerhard Artinger, Vorsitzender der WfB, ging im einleitenden Vortrag u.a. der Frage nach: „Was erreichen wir mit den derzeit 30.000 Windenergieanlagen in Deutschland?“
Anhand von Grafiken machte Gerhard Artinger deutlich, wie unstet der Wind weht. Rechnerisch decken zwar die regenerativen Energien, also Wasser, Sonne, Wind und Biomasse, knapp 40% des deutschen Stromverbrauchs ab, aber ohne konventionelle Kraftwerke kann die Stromversorgung nicht gesichert werden. Wunsch und Wirklichkeit liegen teilweise weit auseinander.
Artinger sagt: „Kein Land der Welt gibt so viel Geld für die Energiewende aus und erreicht so wenig. Rund ein Drittel unserer Stromrechnung besteht aus Abgaben für Erneuerbare Energien. Allein um den stark fluktuierenden Strom aus Wind und Sonne zu managen, mussten wir im Jahr 2017 Kosten von 1,4 Milliarden Euro tragen.“
Dr. Hans-Joachim Reh (ehemals u.a. im Aufsichtsrat der Windpark Westküste und REpower Systems AG tätig) ergänzte aus einer aktuellen Meldung, „dass zu Ostern der Strompreis an der Börse mit minus 80 €/MWh weit ins Negative rutschte, weil insbesondere zu viel Photovoltaik-Strom ins Netz drückte. Ostermontag mussten tagsüber 5 Millionen Euro draufgezahlt werden, damit uns das Ausland den Strom überhaupt abnahm.“ Nils Bollenbach (Bündnis 90 / DIE GRÜNEN) gab zu bedenken, „dass durch den Klimawandel sehr viel höhere Kosten auf uns zukommen könnten.“
Was schlägt Artinger zum Stichwort Klimaschutz vor? „Das effiziente Werkzeug CO2-Emissionshandel ist wirkungsvoller einzusetzen.“ Kontraproduktiv war, dass man in den letzten Jahren die Zahl der CO2-Verschmutzungsrechte erhöht statt verringert hat. Dadurch blieben die CO2-Emissionen in den Sektoren Industrie und Energieversorgung nahezu konstant, egal wie viele Windkraftanlagen gebaut wurden oder noch werden.
Nun hat man bereits Braunkohlekraftwerke mit einer Leistung von 2.700 Megawatt in die Sicherheitsreserve geschickt, also stillgelegt. Die Politik hatte jedoch die entsprechende Zahl an CO2-Zertifikaten nicht vom Markt genommen. Diese CO2-Verschmutzungsrechte konnten also von anderen Industrien und Energieversorgern europaweit aufgekauft werden. CO2 konnte an anderer Stelle dafür stärker emittiert werden. „1,6 Milliarden Euro Kosten, CO2-Effekt null. Denn Emissionen kennen keine Grenzen!“ betonte Artinger.
Wie lässt sich das Problem der Stromspeicher lösen? Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind immer noch so, dass das Speichern und Wiedereinspeisen von Strom durch Steuern und Abgaben bestraft wird. Auch das Umwandeln von Strom in Wärme, Wasserstoff oder Methan ist noch nicht wirtschaftlich. Zurzeit ist es für Windkraftbetreiber lukrativer, bei Wind die Anlagen abregeln zu lassen, den Strom also nicht zu produzieren. Bezahlen müssen wir diesen nicht produzierten Strom trotzdem. Die heutigen Subventionen schaffen falsche Anreize, behindern damit neue Ideen und Innovationen.
In der Diskussion gab Bernd Homburg (Autohaus Homburg) zu bedenken, „dass seitens der Politik nicht nur die Elektro-Mobilität zu favorisieren ist, auch der konventionelle Verbrennungsmotor, weiterentwickelt für Wasserstoff und Erdgas, hat seine Berechtigung. Damit kann jetzt schon CO2 eingespart werden.“
Alle waren sich einig, dass es ein informativer Abend war und der Dialog fortgesetzt werden soll, damit es beim Umwelt- und Klimaschutz vorangeht.
Gerhard Artinger