Neues aus Żmigród

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Neues aus Żmigród

– ein Leserbeitrag von Christof Leidner

 

Seit 2001 ist Bargteheide mit dem polnischen Żmigród verschwistert. Die niederschlesische Stadt, die 40 km nördlich von Breslau liegt, bildet zusammen mit seinen Umlanddörfern eine Gemeinde. In der nachstehenden Kolumne berichte ich auf Basis von Internet- und Pressemeldungen über einige Schlaglichter aus dem Leben unserer polnischen Nachbarn, über ihre Freuden, Hoffnungen, Sorgen und Nöte. Denn die Anteilnahme am Leben einer Partnerstadt sollte sich nicht nur auf persönliche Begegnungen einiger weniger Bürger beschränken.

Żmigróds Bürgermeister heißt Robert Lewandowski. Mit dem gleichnamigen Fußballstar ist er weder verwandt noch verschwägert, aber als Verwaltungschef genauso erfolgreich wie sein berühmter Namensvetter auf dem grünen Rasen. In der monatlich erscheinenden Stadtzeitung, die die Verwaltung mit Unterstützung freiwilliger Bürger herausgibt, kann Lewandowski in seinem Vorwort jedenfalls regelmäßig über einen Volltreffer nach dem anderen berichten. Immer ist irgendein Dorfkulturhaus energetisch saniert, eine Gemeindestraße instandgesetzt oder ein neues Feuerwehrfahrzeug in Dienst gestellt worden. Dieses Investitionswunder mag auch durch EU- und andere Fördermittel begünstigt sein. Aber das sollte keinesfalls die Leistung der Żmigróder Verwaltung und Kommunalpolitik schmälern.

 

Als sich die Bargteheider Delegation bei ihrem Besuch vor zwei Monaten zur Arbeitssitzung im Żmigróder Schlosspark einfand, trafen sich dort gerade jede Menge Radfahrer. Anlässlich des internationalen autofreien Tages am 22. September hatte der Kommunalverband „Niederschlesische Fahrradregion“, der seinen Sitz in Żmigród hat und den Radtourismus stärken will, zu einer öffentlichen Fahrradtour mit anschließendem Familienfest eingeladen. Die 25 km lange Tour führte die 170 Teilnehmer bei bestem Wetter über die nagelneuen Radwege der wunderschönen Teichlandschaft um Bargteheides Partnerstadt. In Sachen Radverkehr tut die Region einiges. In Żmigród gibt es seit diesem Jahr ein Radverleihsystem. Rund 30 km Radwege sind in den letzten drei Jahren in der Gemeinde entstanden und bis 2023 soll der 150 km lange Radschnellweg von Breslau nach Milicz fertig sein. Hoffen wir, dass diese Radwege künftig auch gut gepflegt werden, damit sie nicht irgendwann genauso aussehen wie unsere im Kreis Stormarn heute …

 

In Polen gibt es auf kommunaler Ebene sogenannte Bürgerhaushalte. Mit Unterstützung der Zentralregierung wird im Gemeindehaushalt eine bestimmte Summe zur Verfügung gestellt, für deren Verwendung jeder Bürger einen konkreten Vorschlag einreichen kann. In Żmigród sind dies 200.000 Złoty (ca. 46.000 Euro). Aus den Vorschlägen wird dann per Bürgerentscheid eine Prioritätenliste erstellt (Online-Stimmabgabe ist möglich!). Von dieser Liste werden so viele Vorhaben umgesetzt, wie aus dem Bürgerhaushalt finanziert werden können. Für 2020 gingen neun Vorschläge ein, darunter die Anschaffung von Trampolinen für den Schlosspark oder die Verbesserung der Sicherheit eines Spielplatzes. Am meisten Stimmen gab es jedoch für eine neue Belüftungs- und Klimaanlage in der großen Sporthalle. Dies wird aber das einzige Projekt sein, das 2020 umgesetzt wird, denn mit seiner Realisierung ist das gesamte Budget bereits erschöpft.

Seit kurzem gibt Żmigród an Bürger ab 60 Jahren eine Seniorenkarte aus. Damit erhalten sie in Läden und Institutionen allerlei Rabatte. Die beteiligten Partner kommen aus so unterschiedlichen Branchen wie Gesundheit, Kosmetik, Heimwerk, Floristik, Gastronomie und Bildung. Mit der Karte versprechen sie sich sicher auch mehr ältere Kunden. Nach Einführung der 13. Monatsrente durch die PiS-Regierung werden auch in Polen die Senioren als wirtschaftliche und politische Zielgruppe offenbar immer interessanter.

In Polen gibt es hauptamtliche stellvertretende Bürgermeister. Sie werden vom Bürgermeister für dessen Amtsdauer ernannt. Zum 1. September wurde der Posten in Żmigród neu besetzt, weil der bisherige Vize Zdzisław Średniawski in Pension gegangen ist. Noch als Bürgermeister hatte er 2001 mit Werner Mitsch den Verschwisterungsvertrag unterzeichnet. Der neue zweite Mann im Rathaus heißt Jerzy Siuda. Er war zuvor Schulleiter an einer Dorfschule und kennt Bargteheide bereits von Partnerschaftsbesuchen. Wir wünschen ihm viel Freude bei seiner künftigen Aufgabe und seinem Vorgänger Gesundheit und alles Gute im neuen Lebensabschnitt.

2 Kommentare

  1. Lieber Christof, vielen Dank für diese interessanten Informationen.
    Ich freue mich schon auf den tollen Vortrag am 28.11.2019 im Stadthaus.

  2. Lieber Christian, mit deinem wunderbar geschriebenen Text hast du einen Volltreffer gelandet! So lebendig und vielfältig beschreibst du Aktivitäten vom Ort, ein bunter Blumenstrauß für Anregungen auch gemeinsamer Initiativen. Wie belebend, daran wenigstens lesend teilhaben zu können. Hartwig Zillmer, DPG Hamburg

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