Kreis Stormarn: Wie hat sich Corona auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt?

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Die Corona – Pandemie bestimmt die Jahresbilanz zum Arbeitsmarkt für den Kreis Stormarn. Die zuvor positive Entwicklung im Kreis wurde mit dem ersten Lockdown ausgebremst. Die Folgen für den Arbeitsmarkt waren deutlich, sind durch Kurzarbeit und wirtschaftliche Hilfsprogramme jedoch abgemildert worden. So konnte Beschäftigung vielfach gesichert und eine höhere Arbeitslosigkeit verhindert werden.

„Der Arbeitsmarkt in Stormarn hat sich bis auf die Phase nach dem ersten Lockdown insgesamt robust und widerstandsfähig gezeigt und stand nicht still“, sagt Kathleen Wieczorek, Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe. „Das Instrument der Kurzarbeit hat sich nach der Finanzkrise 2008 / 2009 erneut bewährt und viele Arbeitsplätze gesichert. So konnte eine noch höhere Arbeitslosigkeit verhindert werden.“

Kathleen Wieczorek

Im vergangenen Jahr lag die Zahl der arbeitslosen Menschen im Kreis Stormarn im Jahresdurchschnitt bei 5.008. Das waren 1.007 mehr als noch 2019. Der Zuwachs betrug 25,2 Prozent und war der höchste in Schleswig-Holstein. „In Kreisen mit zuvor niedriger Arbeitslosigkeit fielen die anteiligen Zuwächse zum Vorjahr insgesamt höher aus. Die Arbeitslosigkeit in Stormarn war die niedrigste und in der Folge fiel der Zuwachs hier anteilig höher als in den anderen Kreisen aus“, so Wieczorek.

Der erste Lockdown im März sorgte für den deutlichsten Anstieg der Arbeitslosigkeit im Jahr 2020. „Im April waren auf einmal 750 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im März, im April kamen nochmals 430 dazu. Danach nahm die Arbeitslosigkeit langsamer zu, bis im August der Jahreshöchstwert mit 5.521 arbeitslosen Menschen erreicht war“, resümiert die Agenturchefin. „Ab September ließ die saisonale Herbstbelebung die Arbeitslosigkeit wieder zurückgehen. Der zweite Lockdown im Dezember löste im Gegensatz zum ersten im Frühjahr keinen neuerlichen deutlichen Anstieg aus. Es blieb lediglich bei der üblichen saisonalen Entwicklung zum Jahresende. Ohne Kurzarbeit und die wirtschaftlichen Hilfsprogramme wären die Einschnitte am Arbeitsmarkt 2020 jedoch noch deutlicher ausgefallen.“

Die kreisweite Arbeitslosenquote blieb mit 3,8 Prozent im vergangenen Jahr die geringste in Schleswig-Holstein. Sie stieg gegenüber 2019 um 0,7 Prozentpunkte. „Unsere Statistik-Experten haben errechnet, dass der „Corona-Anteil oder -Effekt“ 0,6 Prozentpunkte an der Gesamtquote ausmacht“, erklärt Wieczorek. Hierbei haben sie unterstellt, dass sich die Arbeitslosigkeit 2020 ohne Corona in den Monaten April bis Dezember in dem Maße wie im Vorjahr 2019 verändert hätte.

Vom generellen Anstieg der Arbeitslosigkeit waren alle Gruppen betroffen, sowohl die jüngeren wie auch ältere Menschen. Besonders deutlich fiel er bei den Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit aus. Bei ihnen lag die Arbeitslosenquote 2020 bei 14,5 Prozent, eine Zunahme um 2,6 Prozentpunkte zum Vorjahr. „Sie sind vielfach in den Bereichen tätig gewesen, die mit am stärksten von den Corona-Beschränkungen betroffen waren, wie zum Beispiel in der Gastronomie. Ebenso finden sich bei ihnen viele ungelernte Kräfte, die in wirtschaftlich schlechteren Zeiten erfahrungsgemäß am schnellsten den Arbeitsplatz verlieren“, so Wieczorek.

Stellenangebote

Deutlich zurückgegangen war während der Pandemie die Nachfrage nach Arbeitskräften. „Im März nahm die Zahl der Stellenmeldungen ab, im April brach sie regelrecht ein. Es wurden in dem Monat nur 151 neue Stellen gemeldet. Danach stieg die Zahl wieder langsam an und erreichte im August mit über 400 neuen Stellen wieder Werte wie vor Corona“, berichtet die Agenturleiterin. „Unser Stellenbestand sank 2020 teilweise bis zu 17 Prozent unter den Vorjahreswert. Dies war deutlich, fiel jedoch moderater aus als im Vergleich zum Land Schleswig-Holstein, wo der Bestand um bis zu 22 Prozent zum Vorjahr zurückging.“

Im Jahresdurchschnitt blieben 2020 die Stellenmeldungen in allen Branchen unter dem Vorjahresniveau, nur aus vier Bereichen gab es mehr Stellenmeldungen: „Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung“, „Land- und Forstwirtschaft“, „Finanz- und Versicherungsdienstleitungen“ sowie „Verkehr und Lagerei“. Im letztgenannten Bereich fiel das Stellenplus mit Plus 71 (190 zu 129 im Jahr 2019) zum Vorjahr (plus 47,3 Prozent) am deutlichsten aus.

Kurzarbeit

Dass der Verlust an Arbeitslätzen im Kreis Stormarn nicht noch deutlicher ausfiel, hängt laut der Chefin der Oldesloer Arbeitsagentur vor allem mit der Kurzarbeit zusammen. „Sie war und ist das wichtigste arbeitsmarktpolitische Instrument zur Beschäftigungssicherung“, erklärt Wieczorek. Im Monat Mai 2020 lag die Inanspruchnahme der Kurzarbeit auf einem Höchstwert. „Fast 14.400 und damit gut jeder sechste Beschäftigte war von einem Arbeitsausfall und damit von Kurzarbeit betroffen.“

Die Kurzarbeiterquote – das Verhältnis der Zahl der Personen in Kurzarbeit bezogen auf die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – betrug im Kreis Stormarn im Monat Juni 13,2 Prozent und war die höchste in Schleswig-Holstein. „Die Quote gibt das relative Ausmaß und die Bedeutung der Kurzarbeit an. Die hohe Quote im Kreis Stormarn zeigt, wie wichtig das Instrument für die Sicherung der Arbeitsplätze war und ist. Genauso zeigt sie aber auch, dass die Unternehmen auf ihre Beschäftigten setzen und sie perspektivisch benötigen“, sagt die Agenturchefin.

Zur Struktur der Kurzarbeit:

Von Mai bis Juli 2020 (die aktuellsten drei Monate mit Daten zur tatsächlichen Kurzarbeit) haben im Durchschnitt 11.376 Beschäftigte im Kreis Stormarn kurzgearbeitet, davon 7.188 Männer und 4.188 Frauen. Im Durchschnitt gab es in den drei Monaten in 1.284 Betrieben einen Arbeitsausfall.

Bei 38,2 Prozent der Kurzarbeitenden betrug der Arbeitsausfall bis zu 25 Prozent, bei 40,7 Prozent Beschäftigten lag der Ausfall zwischen 25 und 50 Prozent ihrer Arbeitszeit, bei 13 Prozent lag der Ausfall zwischen 50 bis 75 Prozent und bei sieben Prozent betrug er bis zu 99 Prozent. 100 Prozent und damit gar nicht arbeiten konnten 0,9 Prozent aller Kurzarbeitenden.

Mit der Anzahl von 3.490 Kurzarbeitenden waren die meisten in Kleinstbetrieben (bis 19 Beschäftigte) beschäftigt. Es folgen 3.364 von Kurzarbeit betroffene Beschäftigte in Kleinbetrieben mit 20 bis zu 99 Mitarbeitenden, 3.214 Kurzarbeitende in Mittelbetrieben mit 100 bis 499 Beschäftigten und 627 in Großbetrieben mit einer Mitarbeiterzahl von über 500. Für 681 Kurzarbeitende fehlte eine Angabe zur Betriebsgröße.

In 790 der insgesamt 1.284 Betriebe dauerte die Kurzarbeit bis zu drei Monate, in 483 Betrieben länger als drei bis zu sechs Monate und bei 11 über sechs Monate an.

Ein Viertel der Unternehmen, in denen in den Monaten Mai bis Juli 2020 kurzgearbeitet wurde, waren Betriebe aus der Branche „Handel und Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“. Ihr Anteil betrug 26,8 Prozent. Einen Anteil von 11,8 Prozent machten Betriebe aus dem Gastgewerbe aus, dem verarbeitenden Gewerbe waren 11,6 Prozent zuzuordnen. 7,4 Prozent der kurzarbeitenden Unternehmen kamen aus dem Gesundheitswesen und 7,3 Prozent aus dem Bereich Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen. Die verbleibenden Anteile von insgesamt 35,1 Prozent verteilen sich auf weitere neun Wirtschaftszweige.

Fazit 2020:

Der Arbeitsmarkt im Kreis Stormarn hat sich aus Sicht der Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe trotz des Anstiegs der Arbeitslosigkeit insgesamt robust gezeigt: „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben viele Beschäftigte getroffen, sei es, dass sie nur kurzarbeiten konnten oder sogar ihren Arbeitsplatz verloren haben. Die Betroffenheit der Wirtschaftsbereiche gestaltete sich ganz unterschiedlich. Durch Kurzarbeit und wirtschaftliche Hilfsprogramme konnte Beschäftigung jedoch vielfach gesichert und eine noch höhere Arbeitslosigkeit verhindert werden. Ich hoffe, dass der Arbeitsmarkt im Kreis Stormarn nach der Zeit der coronabedingten Beschränkungen zu seiner Dynamik zurückfindet und den Menschen im Kreis wieder mehr Beschäftigungsmöglichkeiten bietet. Es zeichnet sich ab, dass gerade Fachkräfte auch zukünftig sicher gebraucht werden. Deshalb bleiben die Ausbildung junger Menschen sowie die Qualifizierung Ungelernter die Handlungsfelder der Zukunft.“

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