Bargteheide – Der Bauausschuss hat jetzt grundsätzlich grünes Licht zum Erhalt der Villa Wacker in Bargteheide gegeben. „Das ist ein klares Signal von uns“, sagte der Vorsitzende Norbert Muras. Genau darum hatte Michael Spitzner von der Bauabteilung der Stadt gebeten: „Wir waren bisher der Ansicht, dass die Villa bald abgerissen wird.“ Deshalb seien nur die notwendigsten Arbeiten ausgeführt worden. „Wir bisher haben keine großen Summen investiert“, sagte auch Dirk Wilke, Architekt im Bauamt.
Vor drei Jahren hatte sein heute extrem unterbesetzter Fachbereich noch ermittelt, dass ein Abriss und Neubau sinnvoller sei. Ob das angesichts erheblich gestiegener Baukosten heute noch gilt, ist allerdings fraglich.
„Bei einer Instandsetzung gelten erhebliche Auflagen für Brandschutz und Fluchtwege“, so Spitzner. Der Anbau müsse auf jeden Fall abgerissen werden. Zurzeit wird das Haus von Radwerkstatt der Flüchtlingshilfe Bunte Vielfalt und den Sozialarbeitern von tohus genutzt, allerdings ohne Vertrag.
Der Ausschuss folgte mit großer Mehrheit einem Antrag der SPD auf eine Grundsatzentscheidung. Die Verwaltung soll danach die Sanierungskosten kalkulieren und einen Architektenwettbewerb ausschreiben. Eine Projektgruppe soll das Vorhaben begleiten und ein Lastenheft erstellen. Die aktuellen Mängel sollen zeitnah beseitigt werden und die geduldeten Initiativen ihre Arbeit fortsetzen können. Während der endgültigen Sanierungsphase sollen sie Ersatzräume erhalten.
Auch der Verein Jugend für Jugend interessiert sich für eine Nutzung. Auch sie bieten, wie auch die Sozialarbeiter, ihre Mitarbeit bei der Instandsetzung an. Für eine Sanierung könnten Mittel der Städtebauförderung eingeworben werden. Damit müsste die Stadt nur ein Drittel der Kosten tragen.
Die SPD tritt inzwischen für eine maßvolle Bebauung auf dem städtischen Grundstück ein, das nach früheren Plänen noch massive Bauten tragen sollte. „Wir möchten keine massive Bebauung, sondern eine verträgliche Kombination, in Einklang mit der Natur“, so Mehmet Dalkilinc (SPD). Das Gelände ist auch als Krähenwald bekannt, für dessen Erhalt fast 1000 Unterschriften gesammelt wurden.
Die Argumente der Grünen für den Erhalt:
Zehn Gründe für den Erhalt der Villa Wacker
1. Die Villa auf dem städtischen Grundstück An den Stücken 49 ist ein Beispiel Bargteheider Baukultur, eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse aus der Bauepoche der 1930er Jahre.
2. Das Gebäude ist von robuster Substanz, wertvolle Materialien wurden verbaut, handwerklichm exzellent ausgeführt. Es liegt eine erste Bauzustandanalyse von Prof. Jens Zipelius vor, die das bescheinigt. Ein sachverständiges internes Gutachten der Verwaltung aus dem Jahr 2019 kommt zum gleichen Ergebnis. Das Haus ist frei von Schwamm und Hausbock.
3. Eine Rundumsanierung würde nach übereinstimmenden Schätzungen im sechsstelligen Bereich liegen. Das ist sehr kostengünstig im Vergleich zu einem Neubau.
4. Sanierung vor Neubau – so haben es Bargteheider Grüne, CDU und SPD in ihren „Leitideen nachhaltige Bauleitplanung“ (Nr. 4) aufgeschrieben. Die Stadt will dabei Vorbild sein und sollte jetzt entsprechend handeln.
5. Bei einem Abriss der Villa würden wertvolle Rohstoffe vernichtet werden, dies angesichts eines akuten Rohstoffmangels. Vernichtet werden würde zudem all die „graue Energie“, die einmal für der Herstellung der Baustoffe nötig war. Die Baustoffe für einen Neubau wiederum müssten mit viel Energie produziert und transportiert werden. Das würde nochmals viel „graue Energie“ verschlingen = schlechte Klimabilanz. Dabei will Bargteheide bis 2035 klimaneutral sein.
6. Die Villa hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen „Ort der Begegnung“ für gemeinnützige Einrichtungen entwickelt. Die Streetworker von „To Hus“ und der Verein „Bunte Vielfalt“ leisten vor Ort wertvolle Sozialarbeit. Es gibt nichts Vergleichbares in
Bargteheide.