NGG stellt „Bäckerei-Monitor“ vor: „Ohne Migranten wird das Brotbacken schwierig“
Frühaufsteher-Jobs
Sie machen die Frühaufsteher-Jobs: Rund 830 Profis backen und verkaufen im Kreis
Stormarn Brot, Brötchen und Butterkuchen. „Sie müssen früh auf den Beinen sein. Der
Wecker rappelt bei vielen schon mitten in der Nacht. Morgenmuffel haben’s da eher
schwer“, sagt Anne Widder von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).
Allerdings passiere in der Backbranche gerade viel, was die Arbeit in Bäckereien
erleichtern könne: „Schafft eine Bäckerei zum Beispiel neue Kühltechnik an, kann der
Teig schon am Vortag vorbereitet werden. Morgens wird dann gebacken. Dadurch
liegen ein paar Stunden mehr Schlaf drin“, so Anne Widder.

Bäckereien. Aber das Backen
von Brot und Brötchen wird
attraktiver: Inzwischen geht ein
Bäckerei-Azubi im dritten
Ausbildungsjahr mit 1.230 Euro
im Monat nach Hause, so die
Gewerkschaft NGG Hamburg-
Elmshorn. Und ein Trend
zeichnet sich ab: Immer
häufiger entscheiden sich
junge Menschen, die als
Flüchtlinge oder Zuwanderer
kommen, für einen Job-Start
im Backgewerbe.
Foto (alle Rechte frei):
NGG | Tobias Seifert
Die Geschäftsführerin der NGG Hamburg-Elmshorn appelliert an die Bäckereien im
Kreis Stormarn, die Jobs der Branche attraktiver zu machen. Immerhin beklage gut die
Hälfte der Beschäftigten im Backgewerbe, oft Überstunden machen zu müssen. Das ist
ein Ergebnis des „Bäckerei-Monitors“, den die Hans-Böckler-Stiftung im Auftrag der
NGG gemacht hat. Die Gewerkschaft hat dazu zum ersten Mal bundesweit rund
1.400 Beschäftigte im Bäckerhandwerk und in der Brotindustrie befragt. Künftig soll es
die Branchen-Analyse einmal pro Jahr geben.
Beim ersten „Bäckerei-Monitor“ haben mehr als acht von zehn Beschäftigten
angegeben, dass sie oft Zeitdruck und Stress im Job erleben. Knapp die Hälfte arbeitet
mit wenig Pausen. Und 84 Prozent beklagen, dass Personalmangel im eigenen Betrieb
für sie zu spürbaren Belastungen führe.
„Fehlender Nachwuchs ist ein entscheidender Punkt – vor allem für das
Bäckerhandwerk“, sagt Anne Widder. Insgesamt gebe es aktuell in den 48 Betrieben
des Backgewerbes im Kreis Stormarn 24 Auszubildende – vom Bäcker-Azubi bis zur
Auszubildenden im Fachverkauf. Die NGG beruft sich bei den Angaben zu Betrieben
und Beschäftigten im Backgewerbe auf Zahlen der Arbeitsagentur.
Beim Bäckerei-Nachwuchs sieht die NGG Hamburg-Elmshorn einen Trend: Immer
häufiger setzten Bäckereien in der Region auf Migranten. „Eines ist klar: Ohne junge
Menschen, die als Geflüchtete oder Zuwanderer zu uns kommen, wird das Brotbacken
von morgen schwierig“, so Anne Widder. Bereits heute habe bundesweit jeder vierte
Azubi im Backgewerbe einen Migrationshintergrund.
Für den Nachwuchs habe die NGG zusammen mit dem Zentralverband des Deutschen
Bäckerhandwerks einen wichtigen Anreiz gesetzt: „Das Portemonnaie der Azubis in
Bäckereien ist deutlich voller geworden. Zum Ausbildungsstart bekommen sie bereits
1.020 Euro pro Monat. Und im dritten Ausbildungsjahr sind es sogar 1.230 Euro“, so
Anne Widder.
Die NGG kündigt an, noch in diesem Jahr mit den Arbeitgebern über eine weitere
Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu verhandeln – vor allem in der Brotindustrie:
„Wichtig sind bessere Arbeitszeiten. Es geht darum, die Belastungen gerade bei Früh-,
Spät- und Nachtschichten besser aufzufangen: Wenn auf sechs Tage Schichtarbeit drei
freie Tage folgen, dann lassen sich die Jobs in der Brotindustrie dadurch enorm
attraktiver machen“, sagt Anne Widder. Die NGG werde sich unter dem Motto „Backen
wir’s“ auch für bessere Löhne stark machen: „Es ist wichtig, dass alle Bäckereien
Tariflohn zahlen. Denn wenn der Lohn von heute schon ein Problem ist, dann ist es die
Rente von morgen erst recht“, so Widder.