70 Jahre Grundgesetz am KGB

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70 Jahre Grundgesetz am KGB

 

Knapp gebellte Befehle, Drohungen, willkürliche Bestrafungen – am Kopernikus-Gymnasium ging es gestern rau zu. In den ersten drei Schulstunden war das Grundgesetzt außer Kraft gesetzt.

Die Klasse 10 c mit dem Profil Wirtschaft und Politik (WIPO) und die 10b mit Gesellschaftswissenschaftlichem Profil stellten sich die Frage: Was wäre, wenn es das Grundgesetz nicht gäbe? Schnell war die Idee zu einem inszenierten antidemokratischen Regime geboren. Aufrüttelnd sollte die Aktion sein, den Jugendlichen die Augen öffnen und zeigen, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist.

Schon morgens bei der Ankunft in der Schule wurden die nichtsahnenden Schülerinnen und Schüler von schwarzgekleideten Gestalten aufgefordert, eine Nummer zu ziehen. Mädchen rot, Jungs blau. Nach Geschlechtern getrennt sollten sie in unterschiedliche Klassenräume gehen, wo sie bereits von „Aufsehern“ erwartet wurden. Die stellten Regeln auf und forderten die Jugendlichen zu einem gemeinschaftlichen Gruß auf. Wer nicht mitmachte, musste auf dem Flur stillstehen. Auch wer lachte, nicht gerade stand oder die falsche Brille aufhatte, flog raus. Am Ende waren die Schulflure gerammelt voll und nur eine Handvoll „Gehorsame“, die sich „Die Guten“ nennen durften, blieben übrig und marschierten triumpfierend durch die Gänge. Widerstandskämpfer landete im Gefängnis.

„Wir wollten allen Schülerinnen und Schülern deutlich machen, wie wichtig Grundrechte sind, und was wäre, wenn es sie nicht  gäbe“, erklärt Madita Gerber das Projekt. Vier Wochen lang beschäftigten sie sich mit der Thematik, planten, probten und organisierten. Unterstützung erhielten sie dabei von Lehrkräften der Fächer Wirtschaft und Politik sowie Darstellendes Spiel. „Gefreut haben wir uns darüber, dass einige Mitschüler sich weigerten, unsere Anweisungen zu befolgen. Das brachte uns allerdings auch etwas ins straucheln, denn wir konnten sie ja nicht ernsthaft verprügeln, wie es in einer echten Autokratie der Fall gewesen wäre.“

Demokratie am KGB
Madita Gerber, Sopie Pechtel, Maxi Schwinkendorf

 

Hinterher wurde erklärt, worum es ging. Schülerinnen und Schüler der Oberstufe nahmen sich mit den Jüngeren in einem Workshop beispielhaft einzelne Artikel des Grundgesetzes vor. Lucy aus dem siebten Jahrgang Jahrgang zeigte sich  entsetzt: “Unser Beispiel war die Gleichstellung zwischen Mann und Frau. Krass, was die Frauen früher alles nicht durften. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.!

Zum Abschluss wurde ein Demoktratielauf durch die Innenstadt veranstaltet.

Eltern, Freunde und Bekannte konnten pro 400 gelaufene Meter eine bestimmte Summe spenden. Zuvor hatten sich die Klassen auf eine No goverment Organisation (NGO) geeignet, der die Spenden zu 50% zukommen sollten. Die andere Hälfte ging an die Partnerschule des KGB in Tansania.

Der Hintergrund: Anlässlich des 70. Jubiläums des Grundgesetzes hatte das Bildungsministerium Schleswig-Holsten alle Schulen aufgefordert, am 23. Mai ein Projekt zu diesem Thema durchzuführen.

 

 

 

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