Im Naturgarten von Susanna und Jörg Hansen summt und brummt es.
Ein lauer Sommerabend bei Susanna und Jörg Hansen in Ahrensburg. In dem weitestgehend naturbelassenen Garten summt und brummt es. Wir sitzen auf einer Holzbank circa zwei Meter vom Einflugloch eines der sieben (?) sich im Garten befindenden Bienenhäusern entfernt. Meine Angst gestochen zu werden erweist sich als völlig unbegründet. Die Bienen fliegen während der Futtersuche hinein und wieder heraus Sie scheinen uns kaum zu beachten. Glückliche Bienen stechen offenbar nicht. „Wesensgemäße Bienenhaltung entsteht durch eine respektvolle, offenherzige Beziehung zu den Bienen. Die Art unserer Haltung orientiert sich an den natürlichen Bedürfnissen und Instinkten des Bienenvolks“, erklärt Susanna Hansen ihre Philosophie.
Vom Imkerkurs zur Leidenschaft
Was mit einem Imkerkurs im Jahr 2017 begann, wurde schnell zu einer wahren Leidenschaft. 16 Bienenvölker hat das Ehepaar mittlerweile. 12 davon sind Schwärme, die die Hansens in diesem Jahr entweder selbst eingefangen oder geschenkt bekommen haben. Bienenvölker vermehren sich natürlicherweise über das Schwärmen, das hauptsächlich aus Platzmangel geschieht.
Ein Bienenstaat beherbergt zur Sommersonnenwende Ende Juni ca. 40 000 bis 60 000 Bienen. Die meiste Zeit des Jahres besteht das Bienenvolk nur aus Weibchen: aus der Königin, die als einzige Eier legt (bis zu 2.000 Stück am Tag), und aus den unfruchtbaren Arbeiterinnen, die Pollen und Nektar sammeln, die Larven aufziehen und den Stock verteidigen. Ab dem Frühsommer werden jedoch auch laufend einige hundert männliche Bienen Drohnen aufgezogen. Die Drohnen dienen allerdings nur der Paarung. Sie sterben entweder gleich nach der Befruchtung oder werden nach der Paarungszeit bei der sogenannten „Drohnenschlacht“ aus dem Bienenstock vertrieben.
Erreicht ein Bienenvolk ab etwa Mai eine gewisse Größe und wird dadurch das Raumangebot in der Behausung zu eng. So wird der Schwarmtrieb ausgelöst: Das Bienenvolk will sich als Ganzes durch Teilung vermehren. Hierzu werden neue Königinnen aufgezogen. Etwa eine Woche bevor diese schlüpfen zieht ein Teil des Volkes mit der alten Königin als Schwarm aus und gründet eine neue Kolonie.
Wer einen solchen Schwarm findet, darf ihn nach geltendem Recht behalten. Für alle Fälle steht bei Hansens immer eine leere Beute als Reserve im Haus.
Nur ein Teil des Honigs wird Entnommen
Auf die gängige Praxis der künstlichen Königinnenzucht verzichten die Hobbyimker. Die Integrität des sensiblen Brutnestes wird gewahrt.
Hansens Bienen leben im Normalfall vom eigenen Honig. Nur ein Teil des Honigs (Frühtracht) wird genommen, gefüttert wird nur in Notzeiten.
Der heutige Honig ist meistens geschleudert, die Erfindung der Honigschleuder um 1865 veränderte auch die Imkerei. Statt wie ursprünglich den Honig aus dem Wald zu holen, also wilden Völkern zu entnehmen und dadurch die Bienenkolonie zu zerstören und das Volk zu töten, hält der Imker heute seine Völker in sogenannten Beuten. Diese Imkerei ist ertragsorientiert, Bienen werden zumeist in stapelbaren Bienenbeuten mit genormten Größen gehalten. Diese Beuten haben sogenannte Honigräume, der Honig wird zwei-, manchmal sogar dreimal im Jahr „geerntet“. Der komplette Honig wird vom modernen Imker entnommen und durch Zuckerwasser oder Zuckersirup ersetzt. Die Waben in diesen Rähmchen aus den Honigräumen werden ausgeschleudert. Die Wabenstruktur bleibt erhalten, der Rahmen inklusive Wabe kann wieder in die Beute gegeben werden, das Volk bleibt natürlich am Leben.
Nährstoffgehalt in grpresstem Honig ist deutlich höher
Hansens Bienen müssen sich ihre Waben nach der Entnahme neu bauen, was zunächst nach Ausbeutung klingt, ist aber für die Biene ein natürlicher Trieb.
Die Honigwaben werden komplett entnommen, um den Honig zu pressen, statt zu schleudern. Beim Pressvorgang wird die Wabenstruktur natürlich komplett zerstört, es ergibt eine breiige Masse aus Honig, Wachs und Pollen. Diese wird gefiltert und abgefüllt. Untersuchungen aus dem Jahre 2016 haben ergeben, dass der Nährstoffgehalt von gepresstem Honig sowie der Anteil von Mineralien in gepresstem Honig deutlich höher als bei geschleudertem liegt. Die Menge an Pollen in gepressten Honigproben war 5,6-fach höher.
„Im Gegensatz zu den weit verbreiteten Segeberger Beuten, verwenden wir unterschiedliche Beuten aus natürlichem Holz“, erklärt Susanna Hansen. „Und seit diesem Jahr experimentieren wir mit einer Strohbeute, in der es möglich ist, Bücherskorpione einzusetzen die es auf die Varroa Milbe, einer der gefährlichsten Feinde der Bienen, abgesehen haben. Am 14.5.19 ist ein Schwarm in die Beute eingezogen und er entwickelt sich gut.“
Die Majas und die Willys stehen in einer Ahrensburger Grundschule
Nicht alle Völker, die den Ahrensburgern in diesem Jahr buchstäblich zugeflogen sind, fanden Platz im eigenen Garten. Doch glücklicherweise gibt es Freunde, die sich über die Bestäuber freuen. Sorgen sie doch für mehr Blütenfülle und eine reiche Ernte im nächsten Jahr. Seit Mai sind zwei Schwärme in einer Ahrensburger Grundschule beheimatet. Von den Kindern liebevoll die Majas und die Willys getauft.
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