Monitoring auf Usutu- und West-Nil-Virus bei Wildvögeln

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Schleswig-Holstein startet auch 2020 Monitoring auf Usutu- und West-Nil-Virus bei Wildvögeln und ruft Bürger*innen zur Beteiligung auf

Umweltstaatsekretärin Dorit Kuhnt: „Das Monitoring wird mehr Erkenntnisse über die Verbreitung der Viren bringen. Bürger*innen können hierbei helfen.“ 

KIEL. Nachdem im Jahr 2018 erstmals landesweit in Schleswig-Holstein Wildvögel aufgrund einer Infektion mit dem Usutu-Virus (USUV) verendet sind und in 2019 zum ersten Mal das mit USUV eng verwandte West-Nil-Virus (WNV) bei einem Vogel in Hamburg festgestellt wurde, führt das Umweltministerium das Monitoringprogramm auf USUV und WNV auch 2020 fort. Die Staatssekretärin für Umwelt- und Naturschutz Dorit Kuhnt sagt dazu: „Das Monitoring wird helfen mehr Erkenntnisse über die Verbreitung der Viren im Land zu gewinnen. Bürger*innen können hierbei helfen, indem sie verendete Vögel bestimmter Arten beim zuständigen Veterinäramt abgeben.“

http://cid.oxfordjournals.org/content/45/8/1039.long

Das landesweite Monitoringprogramm soll aktuelle Erkenntnisse über die Verbreitung beider Viren im Land liefern. Nachdem im Spätsommer 2017 zum ersten Mal USUV bei zwei Amseln im südlichen Landesteil nachgewiesen wurde, breitete sich das Virus im Folgejahr rasant in Schleswig-Holstein aus. In 2018 wurde somit erstmals landesweit USUV bei verendet aufgefunden Wildvögeln festgestellt. In 2019 hingegen wurde bei keinem untersuchten Vogel USUV nachgewiesen. WNV wurde trotz Untersuchungen bislang noch nicht in Schleswig-Holstein detektiert, jedoch hatte der Erreger in 2019 in Deutschland zu vermehrten Nachweisen geführt und wurde erstmals in Hamburg festgestellt.

Bürger*innen können frisch verendete Amseln sowie Eulen und Greifvögel beim zuständigen Veterinäramt abgeben. Von dort werden die Tiere zur Untersuchung an das Landeslabor Schleswig-Holstein (LSH) überstellt. Die Tiere sollten hierzu beispielsweise in einen Gefrierbeutel eingepackt werden und Fundort und -datum auf der Verpackung notiert sein. Es wird empfohlen die toten Vögel aus allgemeinen Vorsichtnahmen nicht mit den bloßen Händen anzufassen und die Hände nach dem Einsammeln zu waschen. Offensichtlich verunglückte, zum Beispiel überfahrene, Vögel sollten nicht eingesammelt und abgegeben werden. Eine Abholung der Vögel durch die Veterinärämter ist nicht möglich, vor Abgabe der Vögel sollten sich Bürger*innen bitte über die Zugangsbedingungen zu den Veterinärämtern informieren.

USUV und WNV sind eng miteinander verwandt, haben beide ihren Ursprung in Afrika und werden von Stechmücken übertragen. Hauptwirte für die Viren sind jeweils Wildvögel, die mit Ausnahmen in den meisten Fällen nicht erkranken. Für das USUV sind daneben aber auch sehr empfängliche Vogelspezies wie die heimischen Amseln bekannt, welche sich sehr leicht infizieren. Klinisch zeigen diese infizierten Vögel häufig Symptome wie Teilnahmslosigkeit und Störungen des zentralen Nervensystems wie Taumeln oder Kopfverdrehen, gefolgt von vielen Todesfällen. Für eine Infektion mit dem WNV sind verschiedene Vogelarten, darunter Eulenarten sowie einige Greifvögel hochempfänglich. Die Vögel entwickeln auch massive klinische Erkrankungen, die bis zum Tod führen können.

 

Hintergrund:

USUV wurde in Deutschland erstmals 2010 in einem Mückenpool aus dem Süden Deutschlands nachgewiesen. Im Folgejahr kam es zu einem massiven Vogelsterben (vor allem Amseln) im Bereich der nördlichen Oberrheinebene und in den benachbarten Gebieten der Pfalz und des Neckartales. USUV breitete sich in den Folgejahren besonders in Südwestdeutschland unter Wildvögeln, vorrangig Amseln, aus. Auch zahlreiche Zoovögel wie Eulenvögel in Volierenhaltung waren betroffen. Im Jahr 2016 zeigte das USUV eine sehr starke Aktivität unter den Wild- und Zoovögeln mit deutlicher räumlicher Ausbreitung in weiten Teilen Deutschlands, gefolgt von teilweise massenhaftem Verenden in einzelnen Gebieten. Betroffen war hierbei vor allem Nordrhein-Westfalen. Die starke nationale Verbreitung in 2016 führte auch zu USUV-bedingten Todesfällen unter Wild- und Zoovögeln in den westlichen Nachbarländern, vorrangig in den Niederlanden, Belgien und im Norden Frankreichs. In 2018 wurde USUV vermehrt in Europa und erstmals auch in allen Bundesländern Deutschlands nachgewiesen. Da eine USUV-Infektion bei Vögeln weder anzeige- noch meldepflichtig ist, hat ein Nachweis in der Tierpopulation keine rechtlichen Folgen.

USUV wird ein zoonotisches Potential zugeschrieben, das heißt das Virus ist über Stiche infizierter Mücken auf den Menschen übertragbar und kann unter bestimmten Bedingungen zu einer Erkrankung führen. Bislang wurden jedoch nur wenige humane Erkrankungsfälle in Afrika und Europa beschrieben.

Das WNV wurde Ende August 2018 erstmals in Deutschland, bei einem Bartkauz aus Volierenhaltung in Sachsen-Anhalt, festgestellt. Im Verlauf des Jahres wurde das Virus bei weiteren verendeten Wild- und Zoovögeln aus Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg, Berlin und Bayern nachgewiesen. Außerdem wurde eine WNV-Infektion zudem bei zwei Pferden in Sachsen-Anhalt und Brandenburg festgestellt. Im Folgejahr 2019 wurden insgesamt 75 infizierte Vögel und 36 Ausbrüche bei Pferden festgestellt. Vorwiegend waren östliche Bundesländer betroffen, in welchen das Virus sich etabliert hat, jedoch wurde auch ein Fall in Hamburg festgestellt. In Schleswig-Holstein wurde das Virus bislang noch nicht detektiert. Pferde können als sog. Fehlwirte auch infiziert werden und erkranken. Für Pferde gibt es, im Gegensatz zu Vögeln, eine Impfung zum Schutz gegen WNV. Die WNV-Infektion von Vogel und Pferd ist eine anzeigepflichtige Tierseuche in Deutschland, jedoch gibt es keine spezielle Bekämpfungsverordnung in Deutschland.

WNV kann auch den Menschen als Fehlwirt infizieren. Die Infektion beim Menschen verläuft bei 80 Prozent der Infizierten ohne Symptomatik. Nur etwa 20 Prozent der Infizierten zeigen leichte Krankheitssymptome, wie Fieber und grippeähnliche Erscheinungen. Diese Erkrankungsform wird als „West-Nil-Fieber“ bezeichnet und gilt als klassischer Verlauf der Krankheit. Bei etwa der Hälfte der Erkrankten findet man einen Hautausschlag, der sich vom Stamm zum Kopf und zu den Gliedmaßen ausbreitet. In seltenen Fällen kann auch ein schwerer, hoch fieberhafter Krankheitsverlauf mit Meningitis oder Enzephalitis auftreten, der zu bleibenden neurologischen Schädigungen führen kann und in seltenen Fällen tödlich endet. In 2019 wurden erstmals einige in Deutschland durch Mücken übertragene Erkrankungsfälle beim Menschen registriert.

 

Weitere Informationen zum Usutu- sowie West-Nil-Virus bei Tieren finden Sie in unseren

FAQs unter www.schleswig-holstein.de/usutu

oder auf der Homepage des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) unter

https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/usutu-virus/ (USUV)

https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/west-nil-virus/ (WNV)

 

Informationen zum West-Nil-Fieber bei Menschen finden Sie auf der Homepage des

Robert Koch-Instituts unter

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/W/WestNilFieber/West-Nil-Fieber.html

 

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