Wie soll Digitalisierung gelingen?
Wie wird es nach den Sommerferien an den Stormarner Schulen weitergehen, was erwartet Schüler, Lehrer und Eltern und wie soll die viel diskutierte Digitalisierung tatsächlich gelingen? Antworten auf diese Fragen hatte die Grüne Landtagsabgeordnete, Ines Strehlau, Sprecherin für Schule und Bildung, zur ersten digitalen Kreismitgliederversammlung der Stormarner Grünen mitgebracht. Rund vierzig Mitglieder aus den elf Stormarner Ortsverbänden diskutierten miteinander.
Vor allem die Digitalisierung des Unterrichts nahm einen breiten Raum ein. Lernen auf Distanz, ohne dass jedem Kind ein geeignetes Endgerät und ausreichend Datenvolumen zur Verfügung steht, darf es nicht länger geben, war die einhellige Meinung. „Kein Kind darf durchs Netz fallen und vom digitalen Unterricht abgehängt werden“, so Wiebke Garling-Witt, Kreisvorsitzende.
Schleswig-Holstein stellt weitere 15 Millionen bereit
„Deshalb hat die Jamaica-Koalition aus CDU, Grünen und FDP in einem Nachtragshaushalt neben den 17 Mio Euro, die Schleswig-Holstein aus dem Sofortprogramm des Bundes für digitales Lernen erhält, noch weitere 15 Mio Euro zur Verfügung gestellt“, so Ines Strehlau. Jetzt müsse es gelingen, dass die Schulen bis Ferienende ausreichend digitale Endgeräte besorgen, die dann von den Schülerinnen und Schülern ausgeliehen und zu Hause benutzt werden können.
Die Digitalisierung der Bildung werde aber, so Ines Strehlau, noch einen weiteren Schub erfahren: so soll das cloudbasierte Lernmanagementsystem „itslearning“ eingeführt werden, außerdem würden die Schulen Zugriff auf den Video-Konferenzdienst des Landes erhalten und die Lehrer schrittweise mit einer dienstlichen E-Mail-Adresse ausgestattet werden. „Insgesamt gehen 74 Millionen Euro aus Landes- und Bundesmitteln für die digitale Modernisierung und zusätzliches Personal an die Schulen“, so Strehlau. An Stormarns Schulträger dürfte da eine Menge Geld ausgeschüttet werden.
Schulleitungen brauchen Unterstützung
Vor allem die Umstellung auf das Lernmanagementsystem wurde kritisch hinterfragt. Die Schulen müssten sich zu E-Learningspezialisten entwickeln und seien damit teils überfordert, hieß es. Die Handreichungen des Ministeriums seien oft unverständlich formuliert. Die Schulleitungen wünschten sich konkretere Vorgaben und vor allem mehr Unterstützung.
Nicht so gut angenommen wie gewünscht wurde von den Schulen der „Lernsommer SH“, mit dem der Unterrichtsausfall für Kinder mit sozialen und sprachlichen Herausforderungen aufgefangen werden soll. In Stormarn bieten nur etwa zehn Prozent der Schulen den Lernsommer an.
Von Elternvertretern kommt Kritik
Elternabende und Wahlen von Elternvertretern könnten in Corona-Zeiten auch per Videokonferenz stattfinden, erläuterte Strehlau. „Aber wir können doch die Eltern der neuen 5. Klassen mit einer Videokonferenz nicht zur Elternarbeit bewegen“, kritisierte eine Elternvertreterin diese Option.
Keine Lösung gibt es bislang auch für das Problem mit den Schulbussen. Wegen der weiterhin geltenden Abstandsregeln zur Corona-Prävention können die Busse nicht so viele Schülerinnen und Schüler mitnehmen wie bisher, zusätzliche Busse werden nicht eingesetzt. Hier, rät Strehlau, sollten sich die Elternvertreter direkt an das Bildungsministerium wenden.
Digitalisierung in Politik und Verwaltung, auch das war ein Thema der Video-Konferenz. Mehrheitlich begrüßt wurde die Initiative der Grünen Landtagsfraktion, die darauf hinwirkt, dass Sitzungen kommunaler Gremien in Zukunft auch digital abgehalten werden dürfen. Nur in besonderen Situationen – wie die Corona-Zeit eine ist – sollte es die Möglichkeit geben online abzustimmen. Dataport jedenfalls sei gerade dabei, eine sichere Plattform einzurichten, so Strehlau. Eine entsprechende Gesetzesinitiative werde vorbereitet.
Kontakt: Ruth Kastner 01520 26 97 190