„Villa Wacker“ war besetzt und wurde wieder verlassen

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Etwa 60 vorwiegend junge Leute demonstrierten am Freitagnachmittag friedlich auf er Wiese vor dem Ganztageszentrum in Bargteheide. Anschließend zog ihre Demo durch die Stadt. Sie setzen sich für einen Jugendtreffpunkt in Bargteheide ein. Im Auge haben sie dabei die „Villa Wacker“, An den Stücken 49, die seit vielen Jahren leer steht. Nur die Fahrradwerkstatt der „Bunten Vielfalt“ hat bisher hier ihr Domizil in einem Zimmer, der größere Gebäudeteil steht leer.

Auf der Schlusskundgebung hieß es dann, die besagte Villa sei besetzt. So verkündete es dort ein Transparent am Balkon. Ein wachsendes Polizeiaufgebot rückte daraufhin an. Das war der Stand am Freitagabend.

Zur Demo aufgerufen hatte die Initiative „Jugend für Jugend“. Sie kritisiert, dass es weiterhin kein soziales Jugendzentrum in Bargteheide gibt. „Wir sind in jegliche Ausschüsse gezogen und haben mit der vorigen und jetzigen Bürgermeisterin Gespräche geführt“, heißt es in einem Flugblatt. Es seien auch Anträge gestellt und Gespräche mit Politiker*innen geführt worden. Passiert sei aber bisher nichts. Die Jugendlichen fühlen sich von der Kommunalpolitik missachtet. „Als letzten Schritt sind wir gezwungen, die Räumlichkeiten zu nehmen, die uns zwar versprochen wurden, aber nie gegeben wurden“, heißt es weiter.


Am Sonnabendmittag folgte ein Gespräch mit den Fraktionsvorsitzenden und der Bürgermeisterin. Am Abend haben die Besetzer*innen das Gebäude offenbar danach wieder verlassen. Es soll ein Ultimatum bis 18 Uhr gegeben haben, anderenfalls hätte eine Räumung stattfinden sollen. Nach langer Diskussion wurde von ihnen entschieden, das Ulitimatum zu akzeptieren, um zunächst eine Verhandlungsbereitschaft zu zeigen und eine Eskalation zu verhindern.

Das soll jetzt jedenfalls bis zum 27. Oktober gelten. Am Abend dieses Tages tritt die Stadtvertretung zusammen. Für die Nichteinhaltung der gegebenen Zusagen sollen weitere Aktionen folgen

10 Kommentare

  1. Protest und Forderungen okay.
    Besetzung eines Hauses zumal vermummt aus meiner Sicht nicht i.O.
    Wir haben das Autonomme Jugendzentrum und Juze beides mit Unterstützung von Geldern der Stadt.
    Ich kann vielleicht den Wunsch nachvollziehen, auch wir älteren wünschen uns einen Ort , wo man sich treffen kann.
    Die Besetzung geht gar nicht.

  2. Na ja, Frau Schlafenhaufen,

    AJH und Juze gibt es beide seit mehreren Jahrzehnten. Seitdem ist Bargteheide stark gewachsen und es ist ganz deutlich, dass es an Räumen für Jugendliche fehlt.

    Außerdem wird doch ständig gefordert, dass sich gerade Jugendliche an der Gesellschaft und der Demokratie beteiligen. Hier machen sie es, das ist doch toll. Den aktiven Jugendlichen ist viel Erfolg zu wünschen – und der Stadt eine Entscheidung, die das möglich macht!

  3. Um an Stefan Müller anzuknüpfen, dass Autonome Jugendhaus trägt sich übrigens zum größten Teil selbst (zumindest als ich dort Aktiv war). Völlig ohne Sozialarbeiter:innen oder großes Projektbudget, sondern über Spenden von solidarischer Menschen und die Einnahmen von Partys. Aber das Juze und AJH sprechen nunmal auch bestimmte Klientele an, die nicht die Gesamtheit der Jugendlichen abbilden. Nicht ohne Grund versammelten sich viele Jugendliche am Ganztagszentrum und wurden regelmäßig von der Polizei dort wieder entfernt.

    Ich bin sehr froh, dass es in dieser Kleinstadt eine so aktive Jugend gibt, davon ist an vielen anderen Orten zu träumen. Und dann wird sich auch noch für was sinnvolles eingesetzt. Dass diese Jugendlichen, die mit Ideen und Konkreten Vorschlägen an die Politik treten und auf bürgerlichem Weg versuchen, sich Gehör zu verschaffen und dann mit nicht eingehalten Lippenbekänntnissen abgestraft zu werden ist einfach ein Unding.

    Die Besetzung eines leerstehenden, nicht genutzten Gebäude schadet niemanden. Politische und sozial engagierte Jugendliche auf der Strecke zu lassen, schadet langfristig der Gesellschaft.

    „Schon in der Kommune Eins hat man es Gewusst: Was sind unsere höheren Ziele eben ohne uns? Nur leere Worte und ein bißchen schlechte Pseudokunst.“

    Solidarische Grüße

  4. Die Jugendlichen haben meine Achtung und Solidarität. Bargteheide verschläft es einfach, den Kindern und Jugendlichen die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie brauchen. Seit Corona sogar noch mehr. Wo ist zum Beispiel ein Kulturangebot für Jugendliche?

  5. Gut, wenn sich die Jugend politisch engagiert.
    Schlecht, wenn sie das außerhalb des rechtlichen Rahmens tut.
    Und es ist beschämend, dass sich Bargteheide-Aktuell dafür instrumentalisieren lässt, einer anonymen Gruppe Raum für politische und rechtlich fragwürdige Aktionen zu geben.
    Zumindest einen deutlich gekennzeichneten Ansprechpartner im Sinne des Presserechts bei der Veröffentlichung der Erklärung dieser Gruppe hätte ich erwartet.

    • Wie die Jugendlichen aktuell feststellen mussten und wie die Geschichte es bis jetzt immer wieder gezeigt hat, ist der rechtliche Rahmen häufig nicht ausreichend, um Veränderung herbeizuführen. Es ist ein leichtes sich auf geltendem Recht auszuruhen, „Pech gehabt“ zu sagen und profitorietniert zu agieren.
      Aprospros rechtlicher Rahmen: Artikel 14 (2) des Grundgesetzes: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“

  6. Ein starker Schritt von den Jugendlichen, dass sie der Politik einen Schritt entgegen kommen. Nun hoffe ich darauf, dass die Politik die Lage nicht weiter eskalieren lässt und ihre Versprechen auch einhält!

  7. Hatte ich bisher Sympathie mit „den Jugendlichen“, haben sie durch diese illegale Besetzung und ihr Verhalten bei mir und meinem Umfeld jegliche Sympathie verspielt. Mehr noch: Das Verlassen der besetzten Villa als „Entgegenkommen“ zu feiern, ist an verdrehter Perspektive kaum noch zu toppen. Sie haben es durch die Besetzung geschafft, dass etliche Vertreter der Gemeinde mehrere Stunden am Samstag von jetzt auf gleich ihr Wochenende geopfert haben. Nun wird im Internet weiter gepöpelt. Mit weiteren „Aktionen“ zu drohen zeigt, dass ein Teil „der Jugendlichen“ bereit sein könnte, die demokratischen Pfade zu verlassen. Die Mehrheit der Bargteheider Jugendlichen sollte nun aufstehen und sagen: NOT IN MY NAME! Diese Gruppe ist NICHT Sprecherin für die Bargteheider Jugend. Distanziert euch!

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