Am vergangenen Montag lud Bürgermeister Eckart Böge in die Stadtbücherei Ahrensburg zu ihrem 75-jährigen Jubiläum zu einem kleinen Festakt ein. Als Festredner kam der niederländische Architekt und Raumdesigner Aat Vos mit seinem Vortrag „Stadtentwicklung durch Bibliotheken als Dritte Orte“. Das Problem unserer heutigen Zeit ist laut Aat Vos „Die Kommerzialisierung des öffentlichen Raums und die fortschreitende Digitalisierung. Sie wirken sich zunehmend auf das Leben von einsamen und jungen Menschen aus – und gefährden damit die soziale Gesundheit der Gesellschaft als Ganzes.“
In seinem unterhaltsamen Vortrag illustrierte er anhand verschiedener Persönlichkeitstypen welche öffentliche Orte in einer Stadt gebraucht werden und wie es in der Stadt Ahrensburg aussieht. Wo kann „John“ mit wenig Geld unter die Leute gehen? Wirklich barrierefreie und kostenlose Orte sind im Stadtzentrum das Bruno-Bröker-Haus, das Peter-Rantzau-Haus und die Stadtbücherei. Wie wichtig diese Treffpunkte für die einzelne Person und die Gemeinschaft sind belegte er mit bekannten Schriften von Jürgen Habermas und Ray Oldenburg. Die soziale Infrastruktur und die öffentlichen Räume prägen das Gemeinschaftsgefühl seiner Bürgerschaft.
Die Stadtbücherei bildet mit seinen Angeboten genau diesen geforderten „Dritten Ort“ für Ahrensburg. Neben dem Arbeitsplatz und dem Zuhause können die Menschen in der Stadtbücherei einen sicheren, bekannten Ort kostenlos aufsuchen. Sie ist „um die Ecke“, bringt Menschen zusammen, ist einfach da und bietet Erlebnisse und Möglichkeiten für das Unerwartete. Herr Vos brachte es mit dem Zitat: „Bibliotheken als dritte Orte sind sozialer Zement für eine lebenswerte Stadt“ auf den Punkt. Per Online-Stream konnten neben den über 100 anwesenden Gästen, Menschen auch von Zuhause aus dem Vortrag von Aat Vos folgen.
Fachbereichsleiterin Tanja Eicher führte kurzweilig durch den Abend. Die Grußworte kamen zuerst von dem Gastgeber Bürgermeister Böge, der sich für das große Engagement der jetzigen und ehemaligen, haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden bedankte. Bürgervorsteher Matthias Stern berichtete in seinem kurzen launigem Exkurs von fast 60 Jahren Büchereierfahrung in dieser Stadt.
Der Direktor der Büchereizentrale Schleswig-Holstein Oke Simons bescheinigte der Stadtbücherei ihre erfolgreiche Arbeit mit den Statistikzahlen von 2019 (also vor der Pandemie), als eigentlich alle Bibliotheken im Land fallende Ausleihzahlen vorwiesen, hatten die Ahrensburger immer noch eine Steigerung vorzuweisen. Die Flexibilität sich auf die neuen Medien einzustellen und auch diese mit ins Programm zu nehmen, war offensichtlich eine Selbstverständlichkeit für das Ahrensburger Team. Während des Lockdowns glänzte die Stadtbücherei vorbildlich durch ihre Veranstaltungsarbeit, die unter erschwerten Bedingungen mit vielen Angeboten aufrecht erhalten wurde.
Das Büchereiteam bekam durch die Aufforderung von Aat Vos für die zukünftige Weiterentwicklung ihrer Angebote von den Gästen kleine Geschichten mit persönlichen Momenten auf Postkarten. Diese können in der Stadtbücherei, für alle auf einer Wäscheleine veröffentlicht, gelesen werden und der weiteren Inspiration dienen.
