Ein Hospizdienst in Ahrensburg – gibt´s das? Für uns Hospizler:innen eine allzu bekannte Szene: Infoabend an einem x-beliebigen Ort in Ahrensburg, Thema: „Der Hospizverein stellt sich vor“ – ein interessiertes Publikum und am Ende die Reaktion „Ach, ich wusste gar nicht, dass es so etwas bei uns gibt“. Noch immer ist Hospizarbeit ein Thema, dem die allermeisten Menschen ausweichen möchten, solange es nur geht, und ein Thema, von dem die meisten Menschen denken, „diese Arbeit könnte ich nicht tun“, „immer nur Sterben und Tod“.
Und dennoch ist Hospizarbeit eine Arbeit, die die vielen Ehrenamtlichen gerne, aber eben eher im Verborgenen tun. Sie begleiten Schwerstkranke, Sterbende und Trauernde in Ahrensburg und Umgebung mit viel Freude und ohne Unterbrechung seit 25 Jahren.
Viele Anlässe, um zur Feier des 25-jährigen Bestehens wieder einmal ins Rampenlicht zu treten.
Wir feiern drei Tage lang im Kulturzentrum Marstall in Ahrensburg unter dem Motto „Leben eben – Ende offen?!“
Start ist am Sonntag, 17.9. ab 11 Uhr mit einem Empfang und der Kunstausstellung von Arbeiten von Schülern und Schülerinnen der Oberstufe der Stormarnschule in Ahrensburg und der Grundschule am Wöhrendamm in Großhansdorf. Die Schüler:innen haben sich mit dem Thema „Mit dem Tod LEBEN“ auseinandergesetzt und eine vielfältige und spannende Ausstellung geschaffen begleitet von ihren eigenen erläuternden Texten. Es finden sich Bildtrilogien, große Installationen, ein Film, eine eigene Komposition, Collagen und vieles mehr. Die Ausstellung ist nur am Sonntag vollständig zu erleben, alle Interessierten sind sehr herzlich eingeladen.
Am Montag, 18.9. laden wir um 19.30 Uhr zu einer Talkrunde ein, Moderator ist Hubertus Meyer-Burckhardt, als Gäste auf dem Podium sitzen der Schauspieler und Sänger Gustav Peter Wöhler, die Trauerbegleiterin für Kinder und Jugendliche und Kinder- und Jugendbuch-Autorin Ayse Bosse, die Sterbe- und Trauerbegleiterin und Autorin Johanna Klug, der Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin Heiner Melching und die Vorsitzende des Hospizvereins Sabine Schaefer-Kehnert. Alle verbindet ihr Engagement für die Hospizarbeit, ihre Erfahrung mit Themen rundum Sterben, Tod, Verlust und Trauer und alle treibt auch das Engagement, die Themen zu transportieren, Menschen dazu ins Gespräch zu bringen. Und alle tun dies mit großer Leichtigkeit, viel Humor und Fröhlichkeit. Wir freuen uns auf eine lebendige Talkrunde mit Hubertus Meyer-Burckhardt. Der Eintritt ist frei.
Am Freitag, 22.9. um 20 Uhr greift dann „hidden shakespeare“ die Hospizthemen auf: Die Improvisationstheatergruppe, die seit 30 Jahren auf der Bühne steht, greift spontan, schlagfertig und schonungslos Stichworte auf, lässt Szenen entstehen. Auf Zuruf entwickelt sich die Magie des Improvisationstheaters, diesmal aus Anlass des Hospizvereins-Jubiläums. Tickets über das Kulturzentrum Marstall.
Aber was feiern wir eigentlich?
Wir feiern 25 Jahre kontinuierlicher Hilfe und Begleitung für sterbende und trauernde Menschen.
Wie sieht die Arbeit genau aus?
Da kommt z.B. der Anruf aus dem Krankenhaus: „Ihr Mann wird morgen nach Hause verlegt, wir können leider nichts mehr für ihn tun.“ – Und was jetzt?
Rufen Sie an im Hospizverein! Wir beraten zu palliativer Versorgung, helfen bei der Vermittlung und kommen persönlich als Sterbe- und Trauerbegleiter:innen zu Ihnen nach Hause.
Seit 25 Jahren begleiten die Frauen und Männer des Hospizvereins Menschen aus Ahrensburg und Umgebung bei allen Fragen zu Themen wie „Sterben, Tod und Trauer“.
Rund 60 rein ehrenamtlich arbeitende Sterbebegleiter:innen besuchen Schwererkrankte in ihren Wohnungen oder Pflegeeinrichtungen, unterstützen die Familienangehörigen, bieten allen Altersgruppen Rat und Hilfe an. Sie schenken Zeit, hören zu, entlasten und sind hilfreiche, ausgebildete Gesprächspartner:innen.
Die Trauerbegleiter:innen verabreden sich mit Ratsuchenden zu Einzelgesprächen, gehen mit Gruppen von Trauernden wandern oder Rad fahren, sie treffen sich zu Kochabenden oder offenen Gesprächsrunden. So vielfältig die Angebote des Vereins, so vielfältig die Wege, mit denen der Hospizverein versucht, Menschen unmittelbar zu helfen.
Eine in den vergangenen Jahren neu hinzugewachsene Aufgabe ist die Arbeit mit trauernden Kindern und Jugendlichen. Auch hier helfen Begleiter:innen des Hospizvereins in Einzelgesprächen oder in Gruppen.
Aufgabe des Vereins ist neben der Begleitung Sterbender und Trauernder aber auch, diese gesellschaftspolitischen Themen ins Gespräch zu bringen, und dort Verantwortung zu übernehmen. Auch Ahrensburg ist eine Stadt mit überalternder Gesellschaft, die Themen rund um das Lebensende treffen die existentiellen Bedürfnisse sehr vieler Einwohner: innen. So hat sich im Verlauf der Jahre auch ein zweites, ebenso vielfältiges Arbeitsfeld des Vereins entwickelt. Ziel ist es, Menschen anzuregen, sich frühzeitig mit den eigenen Fragen zu Sterben und Tod auseinanderzusetzen. Denn Leben bis zuletzt und dabei mobil, selbstbestimmt, unabhängig, wach und klar sein – das sind Wünsche, die wohl alle Menschen gerne für sich erfüllt sähen. Das Altwerden und das Sterben werden aber verdrängt. Das kommt zuallerletzt, hat scheinbar noch nichts mit dem eigenen Leben zu tun. Und dennoch werden wir alle irgendwann damit konfrontiert. Leben bis zuletzt, selbstbestimmt und möglichst unabhängig – das kann nur heißen, jetzt schon vorzusorgen. Früh anzufangen zu planen, wie und wo ich leben will, wer einmal für mich sorgt, wer für mich entscheidet, wenn ich es nicht mehr kann.
So gehören auch immer wieder und regelmäßig Informationsvorträge in privaten und öffentlichen Gremien und Vereinen, Unterstützung von Schulen und Kitas, kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Theatergastspiele und Fortbildungen auch u. a. für Sozialarbeiter:innen und Pädagog:innen oder zu „Letzter Hilfe“ zum Programm des Vereins.
Und das dritte Arbeitsfeld des Vereins ist die Netzwerkarbeit über die eigenen Grenzen hinaus mit der Stadt, anderen Hospizdiensten, stationären Hospizen, dem Landes- und Bundesverband und Palliative Care Teams. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die vertraglich festgeschriebenen Kooperationen mit vielen Pflegeeinrichtungen.
Geschichte
Der Hospizverein Ahrensburg ist ein ehrenamtlich, ambulant arbeitender und gemeinnütziger Verein, der 1998 mit Unterstützung der Stadt Ahrensburg, der katholischen und der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Ahrensburg, der AWO und der Malteser gegründet wurde – Organisationen, die bis heute Mitglieder des Vereins sind. Damals startete der Verein mit 5 Begleiterinnen, heute sind es über 60 Aktive. Viele mehr wurden im Laufe der Jahre ausgebildet. Bis 2018 arbeitete der Hospizverein rein ehrenamtlich. Seitdem übernehmen inzwischen drei hauptamtliche Koordinatorinnen – Jessica Landahl, Gilla Wiesner und Katja Balkenhol – die konkrete Betreuung und Vermittlung der Begleitungen sowie die Beratung zu Fragen der palliativen Versorgung. Für alle Fragen rund um die Trauer von Kindern und Jugendlichen, die Leitung von Kinder- und Jugendgruppen sowie die Ausbildung von Sozialarbeiter:innen, Erzieher:innen und Lehrer:innen ist auch Katja Balkenhol als Koordinatorin für junge Trauer zuständig.
Geleitet wird der Verein von einem dreiköpfigen Vorstand (Sabine Schaefer-Kehnert, Marian van der Maten und Jessica Turnbull).
Und die Finanzierung all dessen? Die Sterbebegleitungen werden über die Krankenkassen refinanziert, alles, was darüber hinaus geht, mit Trauerarbeit etc. zu tun hat, wird aus Spenden finanziert werden. Der Verein hat derzeit rund 120 Mitglieder.