Am heutigen Weltkindertag organisiert der Kinderschutzbund Stormarn wieder seine Aktion „Fähnchen gegen Kinderarmut“ auf den Schlosswiesen in Ahrensburg. Schülerinnen und Schüler der Stormarnschule und der Beruflichen Schule Ahrensburg helfen mit, über 8.000 blaue Fähnchen in die Wiese vor dem Schloss zu stecken. Das ist für jedes arme Kind in Stormarn ein Fähnchen. Die Kinder und jungen Erwachsenen beschäftigen sich auch in der Schule mit dem Thema Kinderarmut. Besprochen wird zum Beispiel, woran man Kinderarmut erkennen kann und welche Möglichkeiten es gibt, diese zu bekämpfen oder die Situation für arme Kinder zu verbessern.
· Oliver Ruddigkeit, Geschäftsführer Kinderschutzbund Stormarn
· Schüler*innen der 6c der Stormarnschule
· Schüler*innen der Unter- und der Oberstufe in der Ausbildung Sozialpädagogische Assistenz der Beruflichen Schule Ahrensburg
Bild: DKSB, honorarfreie Verwendung
Kinderarmut im Kreis Stormarn
Die neuesten Zahlen zur Kinderarmut im Kreis Stormarn zeigen, dass die Anzahl der Kinder in Armut im Vergleich zum letzten Jahr eher stagniert. Die starke Inflation im letzten Jahr hatte sich besonders stark auf den Anteil der Kinder in Armut ausgewirkt. In diesem Jahr sind die Zahlen eher gleichgeblieben.
Der Familienhilfe-Notfonds des Kinderschutzbundes hat im Jahr 2023 rund 126.000 Euro an Familien in Notsituationen ausgezahlt – der Betrag ist ähnlich hoch wie im Jahr zuvor, als 120.000 Euro ausgezahlt wurden. Die Anfragen liegen also immer noch auf einem hohen Niveau, da in den Jahren davor nur etwa 60.000 Euro im Durchschnitt von den Familien abgefragt wurden.
Gibt es Bildungsgerechtigkeit in Deutschland?
Alle Untersuchungen zum Themenkomplex Kinderarmut betonen den Zusammenhang zwischen Armut und Bildungserfolg. Kinder aus ärmeren Familien sind insgesamt weniger erfolgreich in der Schule, enden häufiger ohne Schulabschluss und sind auch weniger an den Hochschulen zu finden. Eine Studie zu den Folgen von Kinderarmut auf den Lebenslauf kommt zu dem Ergebnis, dass junge Erwachsene aus armen Familien ständig Verzicht üben müssen und das Sparen ihren Alltag prägt. Sie sind formal schlechter qualifiziert, haben schlechtere soziale Netzwerke und häufiger keine feste Partnerschaft. Zudem ist ihre psychische Gesundheit deutlich schlechter und bei ihnen kumulieren viele Gesundheitsrisiken.1
Um Bildungsgerechtigkeit in Deutschland herzustellen, müssten alle Kinder die gleichen Voraussetzungen vorfinden, um gut lernen zu können. Doch armen Kindern fehlen z.B. Tablets, die in der Schule verlangt werden, viele haben kein eigenes Zimmer zum Hausaufgaben machen und können sich weniger Nachhilfestunden leisten. Hier müsste vor allem die Schulpolitik eine bessere Unterstützung von armen Kindern möglich machen.
Krisenhafte Stimmung in Deutschland
Oliver Ruddigkeit, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes, stellt fest, dass sich die gesellschaftliche Stimmung gegenüber armen Menschen im vergangenen Jahr deutlich verschlechtert hat: „In Zeiten der Krise denken Menschen erstmal an sich selbst und die Bereitschaft etwas zu geben, wird geringer. Verstärkt durch populistische Diskussionen in den Medien sehen wir, dass Bürgergeldempfänger – wozu ja auch sehr viele Kinder gehören – nun wieder an den Pranger gestellt werden. Nach einer Befragung des Statistischen Bundesamtes2 würden nur 10% der Befragten die Bürgergeldsätze erhöhen, obwohl man weiß, dass die letzte Erhöhung fast komplett durch die Inflation weggeschmolzen ist. Die Leidtragenden sind vor allem die Kinder, denen Lebenschancen genommen werden.“
Für den Kreis Stormarn fordert der Kinderschutzbund u.a.:
- Regelmäßige Armutsberichterstattung in den Städten und Kommunen
- Investitionen in die „Kinder-Infrastruktur“, um benachteiligten Kindern wirkungsvoll zu helfen
- Kommunale Hilfsfonds, die armen Kinder und ihre Familie fördern
- Keine zusätzlichen Zahlungen für Eltern von Kita-Kindern
- Kostenfreier Zugang für arme Kinder im Rahmen der offenen Ganztagsschule
- Kostenfreie Nutzung von kulturellen Veranstaltungen für arme Kinder und deren Familien
- Ausreichend kostenfreie Freizeit- und Ferienangebote in allen Städten und Gemeinden
- Flächendeckende Einführung der Bildungskarte
Die Fähnchenaktion findet im Rahmen der Stormarner Kindertage statt. Diese sind eine Initiative Stormarner Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Die Koordination liegt beim Kinderschutzbund Kreisverband Stormarn e.V.
1 Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik: Wenn Kinderarmut erwachsen wird… Kurzfassung der Ergebnisse der AWO-ISS-Langzeitstudie zu (Langzeit-)Folgen von Armut im Lebensverlauf, Frankfurt am Main, 2019
2 Statista: Ausgaben für sozial Schwache, April 2024
[…] Diese Punkte sind keine Kleinigkeiten, sondern Maßnahmen, die für viele Kinder im Kreis Stormarn entscheidend sein können, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Der Weltkindertag und die Fähnchenaktion sind somit nicht nur eine nette Geste, sondern ein Aufruf an die Gesellschaft, aktiv zu werden und auf die Missstände aufmerksam zu machen. Weitere Informationen zu diesen Themen finden sich auch in einem aktuellen Bericht auf http://www.bargteheideaktuell.de. […]
[…] Im Jahr 2023 wurde der Familienhilfe-Notfonds des Kinderschutzbundes auf etwa 126.000 Euro erhöht, was dem Vorjahr ähnelt. Diese Mittel wurden an Familien in finanziellen Notsituationen ausgezahlt. Der Geschäftsführer des Kinderschutzbundes, Oliver Ruddigkeit, äußerte, dass die gesellschaftliche Stimmung gegenüber armen Menschen mittlerweile schlechter geworden sei. Viele dürften keine höheren Bürgergeldsätze unterstützen, was vor allem Kinder in Armut hart treffe. Der Kinderschutzbund fordert unter anderem regelmäßige Armutsberichterstattung und Investitionen in eine bessere „Kinder-Infrastruktur“. Die gesamte Aktion ist Teil der Stormarner Kindertage und möchte auf die Herausforderungen von Kindern in Armutsverhältnissen aufmerksam machen laut http://www.bargteheideaktuell.de. […]