Homage anlässlich des 100. Geburtstags von Otto Andersen
Anlässlich des 100. Geburtstag von Otto Andersen (12. Dez. 1924 – 6. Juli 1981 ), dem Architekten der St. Johanneskirche in Ahrensburg, veranstaltet der Förderverein St. Johannes Ahrensburg e.V. eine Hommage am Donnerstag 12. 12. 2024 um 19:00 h in der St. Johanneskirche in Rudolf-Kinau- Str. 19, 22926 Ahrensburg.
Bereits 2016, dem 35. Todestag von Andersen, hat der Förderverein seiner gedacht und Daten aus seinem Leben und Werk vorgetragen. Das soll auch an dieser Stelle nicht fehlen. Geboren in Hamburg Bergedorf, besuchte Otto Andersen von 1944 bis 1945 die Hamburger Bauschule. Seine weiteren Stationen in Kurzform:
• 1946 bis 1951 Studium an der Technischen Hochschule Stuttgart.
• 1951-53 Mitarbeit im Architektenbüro des Schwiegervaters A.Behrman in Hamburg
Blankenese; erste Wettbewerbserfolge im Städte- und Kirchenbau.
• 1954 – 73 freischaffend auf diesen Gebieten tätig, unter anderem auch Denkmalpflege und privater Wohnhausbau (in Hamburg, Lütjensee, Plön, Kiel)
• 1959 Büro- und Wohnsitz in Meldorf
• 1960 Teilnehmer an der Tagung „Bild und Plastik im heutigen Kirchenbau“ an der
Evangelischen Akademie Loccum.
• 1962 ebenda: Vortrag „Die Aussage des Raumes“
• 1971 -73 Reise nach Marokko und Iran
• 1973 Aufgabe seines Büros, Verkauf seines Hauses. Reise nach Indien, er erleidet einen
schweren Autounfall in Kabul
• 1974 kehrt er zurück und zieht nach Malente
• 1976/77 Entwurfsarchitekt mit eigenem Büro in Agadir
• 1977 zurück in Hamburg
• 1978 Schlaganfall und 1981 ein weiterer,
• an dessen Folgen er am 6. Juli 1981 stirbt
In den 50iger und 60iger Jahren baute Andersen in einer extrem fruchtbaren Schaffensperiode eine Vielzahl von Kirchen und Gemeindezentren im Norddeutschen Raum. Sein Schaffen gilt als prägend für die in diesen Jahren rege Bautätigkeit der evangelischen Kirche. Auch der Bau von St. Johannes in Ahrensburg fällt in diese Zeit. 1962 wurde sie geweiht. Seit den 2000er Jahren dagegen ist in den christlichen Kirchen Deutschlands eine deutlich spürbaren Abkehr vom Glauben erkennbar. In Verbindung mit der allgemein rückläufigen demographischen Entwicklung werden vielerorts kirchliche Gebäude aufgegeben. Kirchen als steingewordenes Symbole des Glaubens einer Gemeinde sollten aber als letztes geopfert werden. Leider fielen inzwischen auch Kirchen von Andersen der Abrissbirne zum Opfer z.B.. die Friedenskirche in Schleswig. Es mag auch ein Anliegen der Denkmalbehörde ins Schleswig Holstein gewesen sein, weitere Kirchen von Andersen vor diesem Schicksal zu bewahren. 2013 wurde die St. Johanneskirche in das Denkmalbuch des Landes Schleswig Holstein eingetragen als
typisches Beispiel der in dieser Zeit errichteten Kirchen und in der für Andersen eigenen Ausprägung. Ausschlaggebend dafür war auch der gute bauliche Zustand der Kirche und der im Original erhaltene Innenraum mit dem großen Glasfenster von Ernst Günther Hansing und dem Altarretabel von Fritz Fleer.
St.Johannes ist die größte Kirche in Ahrensburg und überragt mit dem hohen Kirchturm den westlichen Stadtteil, für den der Name Johannesviertel daher nahe liegt. Nicht nur
Gemeindemitglieder, sondern auch die übrigen Anwohner fühlen sich dort geborgen.
Nach Schließung der Johanneskirche im Juni 2013 auf Grund struktureller Haushaltsdefizite der Kirchengemeinde wurde die Kirche Ostern 2014 wieder eröffnet. Der 2013 gegründete Förderverein hat durch sein stetiges Bemühen wesentlich dazu beigetragen, die Kirche zu erhalten. Der Förderverein verbindet mit der Ehrung von Otto Andersen die Hoffnung, dass sein Werk in Gestalt von St. Johannes weiterlebt.
Auswahl der Kirchenbauten von Otto Andersen Paul-Gerhard-Kirche in HH-Bahrenfeldt (1954-55) zusammen mit Alfred Behrmann
St. Peter in HH-Groß Borstel (1956-58)
St. Thomas in Molfsee/ Schulensee
St. Johannes in Ahrensburg (1960-62)
St. Ansgar in Elmshorn (1961-62)
Erlöserkirche in Uetersen (1961)
St. Ansgar mit Gemeindezentrum in HH-Othmarschen (1961-64)
St. Trinitatis in HH-Rahlstedt (1965)
Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in HH-Rahlstedt
Bonnus-Gemeindezentrum in Osnabrück (1962-67)
Dreifaltigkeitskirche in Lübeck-Kücknitz (1965)
Kapelle in Schashagen – Bliesdorf (1966)
Literatur:
Klaus Alberts, Jan Petersen: „…die Sprache der Poesie.“ Der Architekt Otto Andersen (1924–1981)in
Schleswig -Holstein, Die Kulturzeitschrift für den Norden Früjahr 2024, S.60-127
Matthias Ludwig: „…viele kleine Kirchen“. Das Kapellenbauprogramm der 1960er Jahre in Schleswig
Holstein (2011)
Claus Rauterberg: Der Architekt Otto Andersen und seine Kirchenbauten in Schleswig Holstein und
Hamburg in DenkMal! Zeitschrift für Denkmalpflege in Schleswig-Holstein, 10 S. 89-100 (2003)