Umweltminister Goldschmidt: „Das ANK hat das Zeug zum Booster für Klima- und Naturschutz zu werden.“
KIEL/BERLIN. Das ANK geht in die Umsetzung. Auf Einladung der Bundesländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen überreichte Bundesumweltministerin Steffi Lemke vier Küstenländern erste Förderbescheide für Forschungsprojekte zum marinen Klimaschutz. Umweltminister Tobias Goldschmidt nahm zwei Förderbescheide für Schleswig-Holstein in Höhe von insgesamt knapp sechs Millionen Euro entgegen. Im Zentrum der Projekte steht das Potenzial von Nord- und Ostsee als natürliche Kohlenstoff-Speicher.
„Mit den beiden Projekten setzen wir den Startschuss zur Umsetzung des ANK in den Meeren und an den Küsten Schleswig-Holsteins. Seegraswiesen, Salzwiesen und Wattflächen können einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten und sind wichtige Lebensräume für viele Arten. Eine intakte Natur kann auf ganz natürliche Weise große Leistungen im Klimaschutz erbringen. Das gilt ganz besonders für unsere Küstenregion. Die Förderprojekte werden dazu beitragen, dass unser Meer und unsere Küstennatur besser geschützt werden können. Das ist gut für unsere Lebensgrundlagen,“ unterstrich Goldschmidt den Nutzen beider Forschungsprojekte.
Der Förderbescheid-Übergabe ging ein meerespolitisches Spitzengespräch voraus. Neben Lemke und Goldschmidt nahmen Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer sowie Vertreterinnen und Vertreter der Länder Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Naturschutz, Verwaltung und Energiewirtschaft an dem Austausch teil. „Die letzten 3,5 Jahre waren gute Jahre für den Meeresschutz. Die Bundesregierung hat in der AWZ Räume für die Meeresnatur geschaffen, in denen die besonders schädliche grundberührende Fischerei außen vor bleiben muss. Das ist eine weitsichtige Entscheidung für den Lebensraum Meer. Zudem wurde das Sofortprogramm zur Bergung von Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee erfolgreich abgeschlossen und bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ein Meeresnaturschutzfond eingerichtet, der mit Geldern aus den Versteigerungen für Offshore-Lizenzen gespeist wird. Hier in Schleswig-Holsteins ist uns mit dem Aktionsplan Ostseeschutz 2030 ein Meilenstein für den Meeresnaturschutz im Land geglückt. Aber die Herausforderungen bleiben groß, das haben die heutigen Gespräche nochmal ganz deutlich gezeigt. Ein wichtiges Anliegen ist mir, dass die kommende Bundesregierung beim Meeresnaturschutz und bei der Bergung von Munitionsaltlasten nicht nachlässt. Bund und Länder sind hier gemeinsam in der Pflicht. Schleswig-Holstein steht bereit, einen fairen Anteil an den Kosten zu tragen“, sagte der Umweltminister.
Hintergrundinformation zu den geförderten ANK-Projekten
ZOBLUC – Zostera (Seegras) Blue Carbon
Seegraswiesen spielen eine entscheidende Rolle bei der Bindung von CO2 aus der Atmosphäre, was sie zu einem natürlichen Ökosystem im Kampf gegen den Klimawandel machen. Das Projekt ZOBLUC zielt darauf ab, die Speicherung von organischem Kohlenstoff (Corg) in Seegraswiesen zu erfassen, zu modellieren und deren Zukunft unter veränderten Umweltbedingungen zu sichern. ZOBLUC umfasst mehrere zentrale Aspekte: Es wird ein umfassendes Monitoring von Seegraswiesen mit optischen und akustischen Fernerkundungsmethoden entwickelt, um Bestände zu kartieren und deren zeitliche Dynamik und Gefährdung zu untersuchen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den regulierenden Faktoren für die Kohlenstoffspeicherfähigkeit von Seegraswiesen. Dazu werden die Langlebigkeit, Stabilität und der laterale Export von organischem Kohlenstoff detailliert untersucht. Experimentelle Arbeiten simulieren die mikrobielle Umsetzung von Corg unter verschiedenen Temperaturbedingungen. ZOBLUC entwickelt zudem Techniken der „Assisted Evolution“, um die Anpassungsfähigkeit von Seegras an zukünftige Klimabedingungen zu verbessern. Dies beinhaltet genetische Untersuchungen und die gezielte Selektion temperaturtoleranter Seegras-Genotypen, um die Renaturierung erfolgreicher zu gestalten. Um die Erkenntnisse praktisch anzuwenden, werden Pilotprojekte zur Renaturierung mit resilienten adulten Pflanzen oder Aussaatmaterial durchgeführt. Diese Maßnahmen sind in umfassende stakeholder-Kommunikation eingebettet und werden durch Citizen Science-Initiativen unterstützt.
EKOWA – Ermittlung von Kohlenstoff-Festlegungs-Potenzialen im Wattenmeer
Im Projekt EKOWA sollen von 2024 bis 2028 an verschiedenen Stellen im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer Stationen zur Messung der Kohlenstoff-Festlegungspotenziale eingerichtet und betrieben werden. Dabei sollen Salzwiesen mit unterschiedlichen Nutzungen, Seegraswiesen und Wattflächen betrachtet werden. Für den Meeresboden im ständig wasserbedeckten Bereich des Wattenmeeres soll eine Handlungsempfehlung zur Erfassung der Kohlenstoff-Festlegungs-Potenziale erstellt werden. Durch die Ermittlung von Kohlenstoffvorräten im Sediment, Vegetationsanalysen, Messungen der Treibhausgasflüsse sowie der Isotopenanalyse und Datierung von Sedimentkernen soll das Verständnis über das Wattenmeer als Hotspot der Kohlenstoff-Festlegung verbessert werden. Darüber hinaus sollen Handlungsempfehlungen für das Management des Schutzgebietes entwickelt werden.