Runder Tisch soll Wolfsmanagement schrittweise an die neuen Entwicklungen anpassen – Habeck: „Wir streben einen möglichst breiten Grundkonsens an“
KIEL. Ein Runder Tisch unter Federführung des Umweltministeriums soll das Wolfsmanagement in Schleswig-Holstein inhaltlich ergänzen und so für die zunehmende Zahl der Wölfe in Schleswig-Holstein weiter aufstellen. „Dass mehr Wölfe als angenommen auftauchen, wirft eine Reihe von Fragen für den praktischen Umgang mit der Situation auf. Diese werden wir gemeinsam mit den Beteiligten von Nutztierhaltern bis hin zum Naturschutz abarbeiten. Ziel ist es, einen möglichst breiten Grundkonsens zu finden“, sagte Umweltminister Robert Habeck im Agrar-und Umweltausschuss, wo er über die Auftaktsitzung des Runden Tisches berichtete.
Er lobt die konstruktive Atmosphäre. „Das ist eine gute Basis, auch wenn es in einzelnen Fragen mit Sicherheit unterschiedliche Ansichten geben wird.“ Inhaltlich soll der Runde Tisch schrittweise Lösungen für einzelne Bereiche erarbeiten, die das Ministerium dann laufend in das Managementprogramm integriert. Erster Schwerpunkt werden die Fragen der Finanzierung und der Entschädigung sein, der praktische und rechtliche Umgang mit Ausnahmen vom im Bundesnaturschutzgesetz verankerten Tötungsverbot von Wölfen und die Problematik des Gnadenschusses. „Wir nehmen die Sorgen von Jägern und Veterinären ernst, die befürchten im Fall der Fälle einen verletzten Wolf nicht von seinem Leid erlösen zu können. Hier arbeiten wir an rechtssicheren Lösungen, die flächendeckend einen pragmatischen Umgang mit der Situation innerhalb des bestehenden Rechtsrahmens ermöglichen“, sagte Habeck. Bei der Entschädigungsregelung will das Ministerium die EU-wettbewerbsrechtliche Obergrenze für Zahlungen überprüfen und gegebenenfalls dafür eine Genehmigung der EU-Kommission (Notifizierung) beantragen.
Während der ersten Sitzung hatte das Ministerium vor allem die organisatorischen Veränderungen im Management vorgestellt. Demnach wird das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Flintbek mit seinen im Land verteilten Außenstellen insbesondere als Anlaufstelle für Betroffene und Interessierte dienen – die zentrale Telefonnummer lautet: 04347/704-325. Außerdem übernimmt es die Aus- und Fortbildung der Wolfsbetreuer im Lande. Durch das LLUR werden zukünftig auch die vom Lande vorgehaltenen sogenannten Notfallpakete für Nutztierhalter bereitgestellt.
Zur Unterstützung der ehrenamtlichen Wolfsbetreuer des Landes Schleswig-Holstein wird ein hauptamtlicher Koordinator zur Verfügung stehen, der sich um alle Belange der Wolfsbetreuer und ihrer Arbeiten im Rahmen ihrer Tätigkeit kümmern wird. Weiterhin hat sich das Land die Mitarbeit eines Fachwissenschaftlers gesichert, der Aufgaben im Rahmen des Monitorings ebenso übernehmen wird, wie die wissenschaftliche Beratung der Landesregierung sowie die fachliche Unterstützung der Wolfsbetreuer. Das Wolfsinformationszentrum Eekholt steht mit seinen umfangreichen Erfahrungen im Wolfsmanagement als Informations- und Bildungszentrum weiterhin als Ansprechpartner in Sachen Wolf zur Verfügung.
Hintergrund
Das bisherige Wolfsmanagement war aufgrund fachlicher Vorgaben davon ausgegangen, dass sich in Schleswig-Holstein allenfalls einzelne Wölfe nur für kurze Zeit zeigen würden. Entsprechend waren die Strukturen auf allenfalls eine geringe Zahl durchwandernder Wölfe ausgerichtet worden. Bereits bei der Erarbeitung des ersten Managementplans waren im Rahmen eines sogenannten Runden Tisches „Wolfsmanagement“ alle relevanten gesellschaftlichen Gruppierungen in die Überlegungen einbezogen worden.
In den Folgejahren bewährte sich das erarbeitete Konzept und die in Fällen von Wolfsnachweisen beziehungsweise im Zusammenhang mit diesen Nachweisen auftretenden Probleme konnten in der Regel zeitnah behoben werden.
Insbesondere in den letzten Monaten hatte sich aber mehr und mehr herauskristallisiert, dass die seinerzeit zu Grunde gelegten fachlichen Annahmen zur Besiedlung des Landes durch Wölfe korrigiert werden mussten. Die Tiere hatten sich als wesentlich anpassungsfähiger gezeigt, als angenommen. So waren zuletzt mehr als 20 Wolfsnachweise gelungen, die sich auf nahezu alle Landesteile verteilten.
Damit nahm der Arbeitsaufwand immer mehr zu. Die Managementvorgaben zeigten sich deshalb den aktuellen Gegebenheiten allein schon aus personellen Gründen nicht mehr gewachsen. Insbesondere die Notwendigkeit einer besseren personellen Ausstattung des Wolfsmanagements war im Zusammenhang mit einigen Vorkommnissen deutlich geworden. Zudem ist eine inhaltliche Ergänzung für neu auftretende Fragen erforderlich.