Der seit 2008 amtierende Bargteheider Bürgermeister Dr. Henning Görtz arbeitet ab dem 24.04.16 als neuer Landrat. Unsere Schülerpraktikanten Joshua und Knut haben ihn zu seiner fast achtjährigen Amtszeit als Bürgermeister befragt.
BA: Sie sind, wie wir auch, auf dem KGB zur Schule gegangen. Sind Sie dort gerne hingegangen?
HG: Ja, ich bin wirklich gerne zur Schule gegangen. Ich finde, das KGB ist eine ganz tolle Schule, auf der ich mich immer wohl gefühlt habe. Ich habe mich damals auch schon politisch engagiert und dazu hat die Schule ihre Schüler ermutigt, egal ob sie CDU, SPD oder Grüne waren.
BA: Bargteheide ist Ihre Heimatstadt, wir machen gerade im Rahmen unseres Praktikums eine Umfrage in Bargteheide. Was ist für Sie das Beste an Bargteheide?
HG: Da gibt es zwei Sachen. Eine ist, dass Bargteheide so gut ausgestattet ist mit den Schulen und der Kinderbetreuung und dass wir keine Schulden haben. Darüber hinaus haben wir ein Gewerbegebiet und tolle Einrichtungen wie das Freibad und die Bücherei. Ich finde Bargteheide hat eine sehr hohe Lebensqualität, auch kulturell, zum Beispiel mit dem Theater. Das Andere, was ich eigentlich noch viel wichtiger finde, ist der Zusammenhalt und die Gemeinschaft, die wir in Bargteheide haben. Das merkt man zum Beispiel jetzt an der Flüchtlingskrise. Unsere 230 Flüchtlinge werden von 300 Helfern und Paten betreut. Viele spenden Geld für die Flüchtlingsarbeit. Diesen Zusammenhalt spürt man immer in Bargteheide, wenn es wichtig ist zusammenzuhalten […].
BA: Das eigentliche Thema unseres Interviews ist Ihre Amtszeit. Wie würden Sie diese beurteilen, was war gut, was ist nicht so gut gelaufen?
HG: Ich bin wirklich zufrieden mit dem, was ich in diesen 71/2 Jahren erreicht habe. Wir haben in meiner Amtszeit vier oder fünf neue Kindergärten gebaut, wir haben an allen Schulen weiter modernisiert […]. Wir haben viel gemacht, um unsere Angebote für Kinder und Jugendliche zu verbessern. Das Seniorendorf ist gebaut worden, die Umgehungsstraße ist zu zwei Dritteln fertig geworden. So haben wir viele tolle Sachen gemeinsam geleistet […]. Was ich nicht so gut finde, ist, dass wir die Umgehungsstraße nicht fertig gebaut haben. Dass der dritte Teil von der Jersbeker Straße bis zur Lübecker Straße im Norden von Bargteheide, nicht fertig geworden ist, ärgert mich wirklich. Das hätte ich gerne auch noch geschafft.
BA: Wie schätzen Sie die Entwicklung von Bargteheide seit 2008 ein?
HG: Diese ist durchaus positiv. Die Einwohnerzahl ist gestiegen, es wollen also immer mehr Leute hier wohnen. Das wäre nicht so, wenn Bargteheide keine gute Lebensqualität hätte. Die Finanzkraft von Bargteheide ist immer noch so, dass wir keine Schulden haben und trotzdem alle Aufgaben, die wir haben, auch bezahlen können. Und wir haben uns in ganz vielen Bereichen positiv entwickelt. Ich nenne mal als Beispiel das Freibad, welches wir für viel Geld saniert haben. Andere Städte schließen ihre Freibäder, wir haben unseres sogar modernisiert.
BA: Sie haben eben schon gesagt, was Sie an den Schulen getan haben. Was haben Sie sonst noch für die Jugendlichen getan und was muss vielleicht noch getan werden?
HG: Ich finde, wir haben ganz viel für die Jugend getan oder auch für die Kinder bis zehn oder zwölf Jahre – an den Schulen, den Kindergärten und an den Spielplätzen. Wo man noch mehr machen müsste, ist für die Älteren ab dreizehn, vierzehn Jahren, bis zum Ende Ihrer Schulzeit. Da finde ich, gibt es zu wenig Angebote. Wir haben zwar den Jugendsportpark gebaut, mit der Skateanlage und der Parcoursanlage. Das Freibad wird ja auch von den Älteren mit genutzt und das Kino beispielsweise auch, aber das Thema, wo sich Jugendliche treffen und so weiter, betrifft nicht nur Bargteheide, sondern auch viele andere Städte. Dort haben wir das Patentrezept noch nicht gefunden.
BA: Das Thema Flüchtlinge hatten Sie eben schon angesprochen, welche Auswirkungen hatte es auf die Stadt und auf Sie?
HG: Seit einem Jahr sind die Flüchtlinge das Thema, das uns von der Arbeitszeit her am meisten bindet. Das kann man ganz klar sagen und es ist auch ein Thema, bei dem wir von der Arbeitskapazität her an unsere Grenzen gestoßen sind. Deswegen haben wir sehr viele neue Stellen im Rathaus geschaffen, die sich alle mit der Flüchtlingsarbeit befassen, also zum Beispiel im Sozialamt oder beim Hausmeister für die Flüchtlingsunterkünfte oder im Ordnungsamt […]. Aber obwohl wir neue Kollegen, die sich um das Thema Flüchtlinge kümmern, eingestellt haben, könnten wir diese Aufgabe ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer nicht bewältigen, also Menschen, die das unentgeltlich in ihrer Freizeit tun. […]. Ich bin wirklich glücklich, dass das in Bargteheide so gut funktioniert.
BA: Sie sind jetzt neuer Landrat geworden, was sind Ihre konkreten Pläne und wie wird sich das auf Bargteheide auswirken?
HG: Also, ich werde am 24.04 anfangen, das wird mein erster Arbeitstag sein als neuer Landrat. Ganz konkret ist es ja so, dass ich erstmal auf der Ebene des Kreises eine sehr ähnliche Aufgabe habe wie jetzt, nur, dass die Aufgabe natürlich größer ist, weil ich nicht nur für die Stadt Bargteheide zuständig bin, sondern für den ganzen Kreis Stormarn. Und ich leite eine Verwaltung, die ungefähr 600 Mitarbeiter hat. Das heißt, dass was ich hier in Bargteheide gelernt habe, möchte ich auch im Kreis machen. Und es gibt ganz viele Ähnlichkeiten zwischen der Stadt und dem Kreis. Wenn man sich als Politiker um den Kreis Stormarn kümmert, dann sagen alle, am wichtigsten ist erstmal, dass es Stormarn gut geht und es ist nicht so wichtig, ob meine Partei Vorteile davon hat. Diese Arbeitsweise gibt es nicht in jedem Kreis und auch nicht in jeder Stadt. Ich habe es in Bargteheide so gemacht und das möchte ich in Stormarn auch so machen […]. Was die Themen angeht, möchte ich nochmal zwei Beispiele nennen, mit denen wir uns im Kreis Stormarn genauso beschäftigen wie in der Stadt Bargteheide. Das sind zum einen die Flüchtlinge und zum anderen die Wohnungsnot. In Bargteheide gibt es zu wenig Wohnungen und das gilt gleichermaßen für den ganzen Kreis Stormarn. Es ist ermittelt worden, dass es insgesamt in Stormarn ungefähr 15.000 Wohnungen zu wenig gibt. Auch darum werde ich mich kümmern müssen und darum will ich mich auch kümmern.
BA: Was können sie zum Thema Energiewende sagen, das hat Bargteheide ja in den letzten Jahren sehr viel beschäftigt?
HG: Das ist auch ein Thema, bei dem in Bargteheide einige Projekte gescheitert sind. Zum Beispiel ist das Thema der Windräder momentan auf Eis gelegt und man weiß noch nicht, ob es da weitergeht oder nicht. Wir hatten vorher ein anderes Thema. Es sollte eine Biogasanlage gebaut werden, das ist auch nicht passiert. Und wir hatten noch ein anderes Thema, wir wollten alle Gebäude im Schulzentrum zentral mit Holzhackschnitzeln beheizen, auch das ist vor einigen Jahren gescheitert […]. Viel passiert ist im Bereich Klimaschutz und da bin ich sehr stolz drauf […]. Wir haben viele Gebäude modernisiert und energetisch saniert, also die Dämmungen saniert, bessere Fenster einbaut […]. Wir haben viel Öffentlichkeitsarbeit gemacht, damit die Bargteheider das Bewusstsein für den Klimaschutz haben. Zum Beispiel das Stadtradeln oder das Projekt 50-50 an den Schulen, bei dem die Schulen ja auch angeregt werden sollen Energie zu sparen. Also im Klimaschutz hat viel stattgefunden, aber einiges ist auch aus verschieden Gründen gescheitert.
BA: Sie sind bald nicht mehr Bürgermeister, wissen Sie schon wer Ihr Nachfolger werden soll und ob es vielleicht sogar eine Bürgermeisterin wird?
HG: Ich weiß es noch nicht. Ich weiß aber, dass es einige gibt, die Interesse daran haben und das sind Männer und Frauen. Die Wahl wird am 26.06.26 stattfinden und in den kommenden Wochen werden die Parteien Kandidaten benennen. Ich würde mich freuen, weil es bei meiner Wahl genauso war, wenn sich viele Parteien auf einen einzigen Kandidaten oder eine Kandidatin verständigen könnten, denn das würde dafürsprechen, dass in Bargteheide alle gut zusammenhalten.
BA: Vielen Dank für das Gespräch.
HG: Gerne.